Getuschtes
Liebesleid |
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Einen gleichermaßen sehenswerten wie seltenen Höhepunkt präsentiert der Kunstverein Junge Kunst in der Trierer Tufa. Dort ist der hochdramatische Zyklus "Penthesilea oder das Ende des Denkens" des Schillingers Klaus Maßem zu sehen. Trier. (er) "Mein ewiger Gedanke wenn ich wachte,
mein ewiger Traum warst du!" Und doch: Penthesilea tötet den Mann, den sie liebt, um
nicht von ihm vernichtet zu werden. Schon Autor Heinrich von Kleist wusste, dass seinem
Trauerspiel von der Amazonenkönigin und dem griechischen Helden Achill nicht mit Vernunft
und klassisch dramatischem Regelwerk beizukommen war. "Auf den Knien seines
Herzens" diente er das Stück Dichterfürst Goethe an. Den schreckte die hemmungslose
Leidenschaft. Er könne sich mit dem Drama nicht anfreunden, schrieb er höflich aber
befremdet zurück. Kleists sprachgewaltiges Stück ist ein vielschichtiges und bis heute
faszinierend schreckliches Drama, das gleichermaßen vom Geschlechterkampf wie vom
menschenverachtenden Obrigkeitsstaat handelt. Dem idealisierten Menschenbild der Klassik
setzt Kleist darin den unkontrollierten Urschrei der menschlichen Natur entgegen. |
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Tuschzeichnungen ist dem Graphiker aus Schillingen (Trier-Saarburg) ein grandioses Werk gelungen, in dem sich all das verdichtet, was Maßems meisterhafte Zeichenkunst ausmacht. Mit seinem Pinsel hat der Künstler ein dichtes schwarz-weißes Netz geknüpft, in dem sich die widerstreitenden Gefühle der Liebenden ausweglos verfangen. In Penthesilea habe er sein innerstes Wesen ausgedrückt, hat Kleist gestanden. Das lässt sich auch vom Zeichner Klaus Maßem sagen. Maßem setzt das Drama nicht nur ins Bild. Er lebt darin. Der rasende Wahnsinn dieser Liebe, die Selbstvergessenheit des Gefühls, die zarte Gebrechlichkeit der menschlichen Natur verdichten sich in Maßems Zeichnungen nicht nur zu kongenialen Bildern. Virtuoser Sie sind auch ein Boden, auf dem sich das Talent des Künstlers in
geradezu idealer Weise ausleben kann. Die schnelle Geste, der bisweilen nervöse Strich
sind seine Sache. Wer ihn einmal beim Zeichnen erlebt hat, weiß wie hauchdünn der Grat
zwischen Spontaneität und Besessenheit ist, auf dem der Zeichner wandert. Dass er die
schwierige Nasstechnik der Tuschzeichnung virtuos beherrscht, beschreibt die Sache nur
unzulänglich. Mit unbezwingbarem Drang zeichnet es aus ihm heraus. Seine Geste ist
unmittelbare Seelensprache, sein Pinsel ihr Erfüllungsgehilfe, das Drama Folie und
zündender Funke. Wie sagt er selbst über seine Arbeit: "Wenn das Bedürfnis da ist,
muss es raus!" Zum Zyklus ist ein schön und aufwändig aufgemachtes Buch mit
sämtlichen Zeichnungen und dem Text des Dramas erschienen. hpl/wie |
Quelle: Trierischer Volksfreund, "Kultur vor Ort" vom 12. Februar 2008 s.a.: Rezension "Wenn das Denken
aussetzt" im Trierischen Volksfreund vom 11. Februar 2008 Link: Klaus Maßem, Penthesilea oder Das Ende des Denkens, 9. bis 24. Februar 2008
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Letzte Aktualisierung: 24.02.2008 19:54:41 | © 2010 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V. |