Wenn das Denken aussetzt
Ausstellung "Penthesilea oder Das Ende des Denkens" wird eröffnet
 

Keine leichte Kost: Auch die jüngsten Besucher diskutieren bei der Vernissage der Ausstellung "Penthesilea oder Das Ende des Denkens" von Klaus Maßem kräftig mit
Keine leichte Kost: Auch die jüngsten Besucher diskutieren bei der Vernissage der Ausstellung "Penthesilea oder Das Ende des Denkens" von Klaus Maßem kräftig mit.     TV-Foto: Anita Lozina
 

Am vergangen Freitag wurde in der Trierer Tufa die Ausstellung "Penthesilea oder Das Ende des Denkens" mit Zeichnungen des Künstlers Klaus Maßem eröffnet. Zahlreiche Besucher stellten sich den schwer zugänglichen Werken.

Trier. (alo) "Selten wurde ich von der Ernsthaftigkeit und Schwere so überzeugt wie in dieser Ausstellung", erklärt Sebastian Böhm, Vorsitzender des "Kunstvereins Trier Junge Kunst", in seiner Ansprache zur gut besuchten Vernissage der Ausstellung "Penthesilea oder Das Ende des Denkens". Im zweiten Obergeschoss der Tuchfabrik präsentiert der Verein 40 Tusche-Zeichnungen auf China-Papier des Künstlers Klaus Maßem - nur ein Teil seines Zyklus' rund um das Drama von Heinrich von Kleist. Beate Reifenscheid, Direktorin des Ludwig-Museums in Koblenz, pflichtet Böhm bei. Die Geschichte um die

 

Amazonenkönigin Penthesilea, die sich in Achilles verliebt und damit in eine Welt voller Emotionen stürzt, sei von Kleist sehr befremdlich umgesetzt worden. Reifenscheid: "Maßem stellt dieser schweren Sprache etwas entgegen, was Bestand hat."
Der Künstler selbst sagt, ihn habe die dunkle Tiefe und Expressivität des Textes beeindruckt. Diesen wollte er nicht in Illustrationen, sondern in eigenständigen Kunstwerken umsetzen. Der Zeichenprozess habe dabei eine Verinnerlichung vorausgesetzt, wie sie auch beim Untertitel "Das Ende des Denkens" angedeutet wird. "Das ist wie beim Tanzen. Das Können muss vorhanden sein, aber beim eigentlichen Tanz setzt das Denken aus. " Ergebnis ist ein Zyklus von 121 Zeichnungen, der dem Betrachter durchaus etwas abverlangt. Maßem: "Man braucht schon Zeit, um sich damit auseinanderzusetzen. Es ist keine dekorative Kunst." Tatsächlich sind die Werke,

die bei der Ausstellung gezeigt werden, keine leichte Kost. So türmen sich auf einer Zeichnung Berge voller Leiber, und oft sind verkrüppelte Körper zu sehen, die ineinander verschmelzen, was durch harte Schwarz-Weiß-Kontrastierung noch betont wird. Ohne das entsprechende Textwissen steht der Besucher relativ ratlos vor den Werken.
Laut Böhm müsse man dennoch kein Kenner des Dramas von Kleist sein. Die Wirkung der Ausstellung begreife man sofort, auch wenn sie sich dem Verstand nicht umgehend erschließt. "Es ist wie beim Hören des Mozart-Requiems - man ist direkt in einer anderen Welt."
Am selben Abend wurde auch das die Ausstellung begleitende Buch vorgestellt. Es beinhaltet unter anderem den Originaltext von Kleist sowie Abbildungen aller 121 Zeichnungen von Klaus Maßem und ist für 39,90 Euro erhältlich. Die Ausstellung läuft bis zum 24. Februar.     wil/kie

 

Quelle: Trierischer Volksfreund vom 11. Februar 2008

s.a.: Rezension "Getuschtes Liebesleid" im Trierischen Volksfreund vom 12. Februar 2008
        Rezension "Poesie in Gebärdensprache" im Trierischen Volksfreund vom 20. Februar 2008

Link: Klaus Maßem, Penthesilea oder Das Ende des Denkens, 9. bis 24. Februar 2008

 


Letzte Aktualisierung: 24.02.2008 19:59:25 © 2010 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.