Er war ein Original im besten Sinn. Mit dem Tod von Bernd Sauerborn hat Triers Kunstszene eine ebenso prägende wie eigenwillige, zudem hochkreative Persönlichkeit verloren. "Immer Neues zu entdecken und zu erarbeiten, das treibt mich an", hat er mir noch vor ein paar Monaten gesagt. Wer hätte gedacht, dass es unser letztes Gespräch war. Ein wenig gemächlicher als früher wirkte er damals. Die Haare waren etwas schütterer geworden, sein Bart grau. Noch immer besaß er indes den Einfallsreichtum sowie die geistige Widerständigkeit und den nachdenklichen Tiefsinn eines Mannes, der in den fantastischen Welten der Kunst ebenso zu Hause war wie in der unternehmerischen Geschäftswelt seines Alltags. Der gebürtige Saarländer Sauerborn war fraglos ein Mann vielfältiger, bisweilen widersprüchlicher Eigenschaften. Alle zusammen verbanden sie sich in ihm zu jener originellen Persönlichkeit, als die der Künstler und Goldschmied die Trierer Kunstszene und seinen Kunstverein
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"Junge Kunst" entscheidend prägte. Sauerborns markantes Erscheinungsbild war quasi seine Visitenkarte. Unübersehbar war er, wenn er, ein opulentes Collier um den Hals, die üppig beringte Hand auf den Stock gestützt, in Trier unterwegs war. Als Sohn eines Lehrers wurde Sauerborn 1947 im Saarland geboren. Zunächst studierte er Sport und Germanistik. Nachdem er seine spätere Frau, die Saarbrücker Goldschmiedin Monika Grewenig, kennengelernt hatte, stand für ihn fest, wo sein Ort war. Er wurde Goldschmied.
In den 80er Jahren kam das Ehepaar nach Trier. Gleich 1989 mischte der Wahltrierer, der seine Kreativität gleichermaßen in der freien Kunst auslebte wie bei der Schmuckgestaltung in der eigenen Goldschmiede-Werkstatt (zu der später eine Niederlassung in Luxemburg kam), die Szene kräftig auf. Mit anderen Künstlern, die es nicht in die Jahresversammlung der traditionsreichen Gesellschaft für Bildende Kunst geschafft hatten,
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organisierte er aus Protest eine eigene Ausstellung in der TUFA mit der etwas theatralischen Bezeichnung "Salon des Refusés". Einige Jahre später wurde er Mitbegründer des Kunstvereins Junge Kunst und der zugehörigen Galerie, deren Präsident er acht Jahre blieb. "Am besten behält man, was Arbeit macht", war Sauerborns Devise, ob es um die Gestaltung eines Schmuckstücks oder seine Kunstprojekte ging. Sein Engagement wurde gewürdigt. 1990 erhielt er den Preis "Design und Gestaltung im Handwerk" der Stadt Trier. Umfangreich ist Sauerborns Ausstellungsbiografie. Positiver Stress dürfte ihm seine Lust am Leben und der Aufbau seiner Sammlung gewesen sein, die so widersprüchlich und eigenwillig war wie ihr Besitzer, und in der hochkarätige Kunstwerke auf Alltagsgegenstände trafen. Ein Genießer mit ausgeprägtem Familiensinn war Sauerborn zudem. 75 Jahre ist er alt geworden. Er fehlt uns.
Eva-Maria Reuther
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