Ein Mann vieler Eigenschaften

Die Kulturmacher Bernd Sauerborn

Künstler, Sammler und Kunsthändler Bernd Sauerborn.  | Foto: Eva-Maria Reuther
Künstler, Sammler und Kunsthändler Bernd Sauerborn.
Foto: Eva-Maria Reuther

Ihren Mitbegründer, den Trierer Goldschmied und Künstler Bernd Sauerborn präsentiert der Kunstverein Junge Kunst mit einer umfangreichen Ausstellung als Sammler. Ein Porträt des vielseitigen Mannes.

Von Eva-Maria Reuther

Er ist etwas gemächlicher geworden, die Haare etwas dünner, der Bart weiß. Eindrücklich wie eh und je ist er dabei geblieben. Bernd Sauerborn ist keiner, den man auf der Straße übersieht, wenn er so unterwegs ist, die üppig beringte Hand auf seinem Gehstock, um den Hals ein fantasievolles Collier.

Originell ist der Mann mit der imposanten Statur ohne Frage. In der Persönlichkeit des gelernten Goldschmieds, Künstlers, Sammlers und Kunsthändlers verbinden sich erfolgreich Kunst- und Geschäftssinn, Lust am fantastischen Höhenflug und geerdeter Gegenwartsbezug. Und dann sind da noch sein überbordendes Temperament und seine empfindsame Sensibilität. "Work hard, party hard", das alte MacKinsey Motto mag auch zuzeiten das von Bernd Sauerborn gewesen sein.

Nicht zum Nachteil: "Am besten behält man, was einem Arbeit macht". Was er vor Jahren über den mühsamen Umgang mit Boot und Paddel sagte, gilt ihm fraglos bis heute, ob's ums schweißtreibende Vergnügen geht oder das schnöde Alltagsgeschäft. Das bleibt für den gebürtigen Saarländer gleichermaßen Herausforderung wie Selbstverwirklichung. "Schmuck muss etwas schaffen, das mir künstlerisch entspricht und den Anderen schmückt", lautet sein Schaffensprinzip als Goldschmied.

Zu seinem Brotberuf kam der damalige Sport- und Germanistik-Student eher durch Zufall. Bei einem Segelkurs in der Bretagne lernte er seine spätere Frau, die Goldschmiedin Monika Grewenig-Sauerborn kennen. Nach einem Besuch in der familieneigenen Saarbrücker Werkstatt war für ihn klar: "Hier will ich bleiben". Kunst und Goldschmiedekunst haben seitdem das Leben des Vaters von zwei Töchtern maßgeblich bestimmt, als Kreativer wie als engagierter Impulsgeber der Trierer Kunstszene.

Als örtlicher Bilderstürmer probte er dort gleich 1986 mit Kollegen den Aufstand, weil er mit seinen Arbeiten nicht zur Jahresausstellung der selbstbewussten Gesellschaft für Bildende Kunst zugelassen worden war. Unter dem zwar etwas angestaubten, aber pompösen Titel "Salon des Refusés" (Salon der Zurückgewiesenen) präsentierten die Abgewiesenen in der Tufa umgehend eine eigene Ausstellung.

Die Kontaktaufnahme und spätere Fusion mit der widerständigen damaligen Galerie "Kaleidoskop" in der Karl-Marx-Straße von Sigi Feid, aus der dann quasi Galerie und Kunstverein "Junge Kunst" hervorgingen, war da nur noch ein kleiner Schritt und sicher auch, dass Bernd Sauerborn acht Jahre Präsident des neuen Kunstvereins wurde.

In diesem Jahr feiert der inzwischen in Trierweiler lebende Kunst-Aktive seinen 75. Geburtstag. Was
sein Verein zum Anlass nimmt, seinen Mitbegründer einmal als Sammler vorzustellen. Denn Sammler ist der Sohn eines Lehrers und einer kunstsinnigen Mutter ebenfalls mit nicht nachlassender Leidenschaft. Wenn er so dasitzt inmitten seiner an den Wänden der Galerie und im Raum inszenierten gesammelten Schätze, dann fällt einem gleich Heinrich von Kleists Satz ein: "Wovon wollen wir leben, wenn wir nicht beizeiten sammeln".

Lebensfreude und -elixier ist offensichtlich auch für Sauerborn die eigene Kollektion. Und zudem so etwas wie eine Asservatenkammer des Lebens und der Seele. Das macht sogleich die Vielfalt der gezeigten Arbeiten und Stücke deutlich. "Ich habe immer nur gekauft, was mir Freude gemacht hat, ohne jede Spekulationsabsicht", erklärt der Sammler.

Von der Devotionalie bis zu Ottmar Hörls "Stinkefinger -Gartenzwerg" reicht das Spektrum, von Martin Dislers sparsamen, gekonnten Zeichnungen bis zu Keith Harings übermütigen Strichmännchen und Jiri Dokoupils fantastischen Welten. Die Prominenz der zeitgenössischen und modernen Kunst findet sich in der gedrängten sogenannten Petersburger Hängung der Bilderschau: Jörg Immendorf, Joseph Beuys, Arnulf Rainer, A.R. Penck, Jonathan Meese, Alfred Hrdlicka und Niki de St. Phalle sind darunter. Dazwischen hängt ein Blatt von Max Ernst. Als erste Arbeiten, die Sauerborn vor Jahrzehnten erwarb, sind zwei Arbeiten des Saarländers Till Neu zu sehen.

Mit dem Kauf kam unausweichlich das Nachforschen. "Stets haben mich auch die Persönlichkeiten der Künstler interessiert", berichtet der Sammler. Zurückhaltend ergänzen die eigenen Werke die Sammlungspräsentation.

Seit jeher ist Sauerborns Bildsprache vielseitig. Von Pop Art, bis zur altehrwürdigen jahrtausendealten Enkaustik (der Kunst aus Wachs) reicht die künstlerische Bandbreite, von der Zeichnung bis zur plastischen Arbeit. Das enkaustische Verfahren hat er gerade wieder aufgenommen. In kleinen, mit Wachs ausgegossenen Schaukästen reflektiert der Künstler aus aktuellem Anlass als Reliefs das Thema Krieg. Um Realität und Schattenbild geht es in seinen Leporellos.

Ohne Zweifel: ein Mann vieler Eigenschaften, dieser Bernd Sauerborn. Einer, der sich mit der Vergänglichkeit beschäftigt, und dennoch diesseitiger Lebensfreude zugetan ist. "Ja", ein Genießer sei er schon, nickt er. Immer Neues entdecken und sich erarbeiten, das treibt ihn an. Fest verwurzelt bleibt er dabei allemal: "Die Nummer eins sind für mich meine Frau, meine Kinder, meine Familie". Und lachend fügt er hinzu: "Und meine Katze".

Ausstellung: Bis 13. August, samstags und sonntags, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Schaufenstergalerie täglich. Telefon: 0651/9763840, Website: www.junge-kunst-trier.de

 
Quelle: Trierischer Volksfreund vom 28. Juli 2022

Zur Ausstellung Bernd Sauerborn, Der Sammler!, 24. 7. bis 13. 8. 2022

 

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Letzte Aktualisierung: 28.07.2022 00:05:17 © 2022 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.