Wanderer im Nebel

Das Kunstwerk der Woche

Werner Müller hat den Nebel beobachtet und dargestellt. Foto: Werner Müller
Werner Müller hat den Nebel beobachtet und dargestellt. Foto: Werner Müller

Künstler sind auf öffentliche Räume angewiesen, in denen sie ihre Werke zeigen. Was machen sie eigentlich während der Pandemie? In unserer Serie zeigen wir jede Woche das Werk eines Künstlers aus der Region. Heute: Werner Müller.

Von Eva-Maria Reuther

Er ist einer der berühmtesten Spaziergänger der Kunstgeschichte: Caspar David Friederichs "Wanderer über dem Nebelmeer". In Werner Müller hat er jetzt einen zeitgenössischen Seelenverwandten gefunden. Wer sich die in der Pandemie entstandenen Nebel-Bilder des Künstlers aus Zerf anschaut, entdeckt in den atmosphärisch dichten Gemälden einen wahren Neoromantiker. Hinauf auf die heimischen Höhen ist der Künstler während des Lockdowns gewandert, um dort beim Betrachten der nebelverhangenen Berge den Blick nach innen zu richten.

"Der Nebel ist für mich ein Bild für Stimmungen", bestätigt der Künstler. Der hochgewachsene Mann mit dem nachdenklichen Blick wirkt seit jeher wie einer, für den die Innenschau existenzielle Notwendigkeit ist. Der Ramboux-Preisträger der Stadt Trier von 1996 ist einer der Stillen im Land, die keinerlei Aufhebens von sich machen. Hinter der wohltuenden Unaufgeregtheit kommt dann ganz schnell ein Künstler mit klarer Haltung
zum Vorschein, der seine bildnerischen Ideen eingehend reflektiert und mit großer Sorgfalt gestalterisch umsetzt.

Müllers Nähe zur Natur beschränkt sich nicht auf Atmosphäre und Wetterlagen. Schon viele Jahrzehnte setzt sich der Künstler mit organischen Formen auseinander, die zuweilen hohe Symbolkraft haben wie seinerzeit die Spiralen seiner Schneckenhäuser. Derzeit werden seine "Schoten" und "Fruchtstände" in der Casa Tony M. in Wittlich gezeigt (der TV berichtete). Mit ihrer malerischen Anmutung sind sie Grenzgänger zwischen Malerei und Bildhauerei.

"Alle meine Kunst kommt aus der Malerei", erklärt der Künstler. Mehr noch: "Für mich ist alles Landschaft". Was er vor Jahren gleichermaßen über seine Gemälde wie über die fein gestalteten Oberflächen seiner Objekte bekannt hatte, bestätigt sich in seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Nebel als Landschafts- wie Seelenbild. In Zeiten der Pandemie werden Müllers poetische Gemälde zum Sinnbild von Einsamkeit und Ungewissheit, allerdings auch vom Licht, das als Hoffnungschimmer den Nebel durchdringt. Eva-Maria Reuther

Kontakt: 06587/991291

 
Quelle: Trierischer Volksfreund vom 18. Juni 2021, Region/Kultur/Serie Kunstwerk der Woche

 

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Letzte Aktualisierung: 19.06.2021 21:25:59 © 2021 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.