Schöne Bescherung mit Hühnerknochen
Statt Weihnachtskugeln goldene Hühnereier: In der Trierer Galerie Junge Kunst beschert Stefan Philipps Hühner und was dazu gehört.

Stefan Philipps vor seiner heißen Hühnertheke. TV-Foto: Eva-Maria Reuther
Stefan Philipps vor seiner heißen Hühnertheke. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. Die einen kommen auf den Hund. Stefan Philipps ist auf das Huhn gekommen. Seit der Trierer Künstler als Student nach dem Genuss eines Hähnchens das Wadenbein des verzehrten Tiers aus der Mensa mit nach Hause genommen hat, arbeitet er sich inhaltlich wie formal am Thema Geflügel ab. Eine Art künstlerische Wiederbelebung sozusagen. Sogar frühkindlich ist das Federvieh verortet. "Das Huhn ersetzte mir den Hund", berichtet der Künstler über die elterliche Tierhaltung.

Was Wunder, dass er auch zum Weihnachtsfest in seiner Heimatgalerie, der Trierer Jungen Kunst eine "schöne Bescherung" aus Hühnerklein aller Art angerichtet hat - durchaus in der Worte doppelter Bedeutung. Denn wer wollte schon über kahles geklontes Federvieh froh sein, auch wenn es als klinisch kühles Digiprint zwar unwirklich aber proper anzusehen ist. Wie gesagt: Es dreht sich alles ums Huhn. Wobei die Alternativen weit über die bekannte kulinarische Frage "Brust oder Keule" hinausgehen.

Stefan Philipps ruft für seine Bildfindung Kunstgeschichte und Weltkunst zum Zeugen. Ob das Geflügel nun kleinteilig als großes vielteiliges Wandbild aus Porzellantellern arrangiert ist (eine Referenz an Philipps kürzliches Sabbatjahr in England und dessen Porzellantradition) oder ob es als himmlisches Brathändl auf goldenem Grund als Ikone leuchtet.

Michelangelo wird in der "Erschaffung der Welt" mittels Hühnergliedern zitiert. Aber auch die Dame von Welt trägt zum langen Abendkleid ein Diadem aus Hühnerknochen, wodurch das Ganze allerdings eine Anmutung von Totentanz und Vergänglichkeit bekommt. Wie auch der knochige Kronleuchter etwas leicht Morbides hat. Gleich am Eingang ist Philipps Hexenküche - oder sollte man besser sagen, seine heiße Theke - aufgebaut. Dort stehen die Glasgefäße wie im Labor mit jeder Menge Hühnereiern und anderem Ausgebrütetem neben einer Dreiergruppe aus vergüldeten Keulen- gleichsam die Hühnerkeule selbdritt.

Nicht zu vergessen die Lage Eier auf dem Stapel Eierkartons, auch die vergoldet wie Weihnachtskugeln. Ist es nun Kitsch oder Kunst? Stefan Philipps "Schöne Bescherung" bewegt sich augenzwinkernd im Zwischenreich, so wie auch unsereins häufig zu Weihnachten im richtigen Leben.

Bis 4. Januar 2014, Sa/So 14-17 Uhr, als Schaufenstergalerie täglich, Telefon 0651/9763840, www.junge-kunst-trier.de

 
Quelle: Trierischer Volksfreund, Kultur in der Region, Eva-Maria Reuther, 26. Dezember 2013 | www.volksfreund.de

Link: Stefan Philipps, Schöne Bescherung!, 7. 12. 2013 bis 4. 1. 2014

 


Letzte Aktualisierung: 04.01.2014 12:20:31 © 2015 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.