Von unserer Mitarbeiterin
Eva-Maria Reuther
Trier. Dass jedes Kunstwerk immer auch ein Selbstporträt seines Schöpfers ist, bestätigt sich einmal mehr in den sechs fotografischen Positionen, die derzeit in der Jungen Kunst in Trier gezeigt werden. Ihre Stadt zu finden, sie mit neuen Augen zu sehen, haben sich sechs Trierer Fotografen zur Aufgabe gemacht.
Dabei sind nicht nur neue Aus- und Einblicke entstanden, die zu ungewöhnlichen Bildfindungen führten. Die Entdeckungsreise in die heimatliche Stadt ist unverkennbar eine Reise zu den eigenen Horizonten. Die Suche der sechs Fotokünstler ist nicht zuletzt ein Stück Selbstverortung und Identitätsfindung. Die ungewohnte Außenschau von vertraut Heimatlichem gerät in den stillen Bildern zur beredten Innenschau und gibt Nachricht aus der inneren Provinz der Künstler.
Unmittelbar und packend
Am eindrücklichsten geschieht das bei Bernhard-Matthias Lutz, der für die Ausstellung die stärksten Bilder geliefert hat. Er hat die Steinmetz-Werkzeuge seines Vaters so unmittelbar und packend fotografiert, dass sich in diesen Arbeitsmitteln mit ihren Unebenheiten, ihrer greifbaren Materialität, den Spuren von Bearbeitung und Ausbesserung, eine ganze gelebte Existenz verdichtet.
Für Karola Perrots Schwarz-Weiß-Fotografie ist einmal mehr der Stadtraum Struktur, grafisches Muster, Licht und Schatten. Daniel Schieben erlebt die Stadt als riesigen Setz- und Baukasten unendlicher Möglichkeiten. Karl-Dieter Theis\' malerische Beleuchtung macht aus seinem Fliesenboden einen geheimnisvollen Raum, der geradezu auffordert, seine Geschichten zu entdecken und neue zu erfinden.
Wirklichkeit als bruchstückhafte Wahrnehmung und einmaligen Augenblick verbildlichen Philippe Vincents Polaroid-Fotos von der Porta Nigra und anderen Motiven. Johannes Oberdorf schließlich hat Trier als Stadt am Fluss, die Lebensspuren im Sand und das Wasser als lebendigen Kosmos farbig und neu entdeckt. Schade, dass der Künstler es für nötig hielt, seine Fotos auf Holz aneinanderzureihen.
Alles in allem ist die Schau ein sehr intimer Blick auf die Stadt und die sechs Künstler.
Die Ausstellung ist noch bis 14. Januar zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, geschlossen am 24./25. Dezember und am 31. Dezember/1. Januar, Kontakt: Telefon: 0651/9763840
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