Kuscheltier, mir graut vor dir

Süße Monster mit direktem Blick erwarten Kunstfreunde derzeit in der Karl-Marx-Straße in Trier. Vera Kattler stellt bis 14. Mai in der Galerie Junge Kunst aus.

Trier. "Schau mir in die Augen, Kleines": Nein, diesmal ist es nicht Humphrey Bogart, der tiefer blicken will. Es sind Vera Kattlers kleine Monster, die in der Galerie Junge Kunst den direkten Blick riskieren. Auge in Auge schauen sie mit ihren schwarzen Knopfaugen unverwandt ihr Gegenüber an, mal fragend, mal ein wenig hinterlistig und zuweilen sogar bedrohlich. Zwischen Ungeheuer und Kuscheltier oszillieren diese auf den ersten Blick harmlos niedlichen Wesen. Schon denkt man "wie süß" angesichts des sanft zerfließenden Pastellflecks dort auf dem Blatt. Doch igitt, der knuddelige Fleck hat ja die Form einer Ratte oder er scheint aus eben einer solchen geklont. Eindeutig eklig ist die Sache bei den schwarzen Nagerköpfen, die von sich aus gefährlich wirken in ihrer Düsternis und ihrem massigen Farbauftrag, den die saarländische Künstlerin mit den Händen strukturiert. So hat sie einen unmittelbaren Zugriff auf die Farbe.

Mit Tieren hatte es Vera Kattler nach eigener Aussage schon immer. In der Farbe lebt sie zudem ihr Gefühl aus. Das ist so wechselhaft und widersprüchlich wie die schrecklich süße rosa Maus und ihre Verwandten. Natürlich geht es hier nicht um die künstlerische Überformung. Kattlers malerische Kleintierhaltung und ihr sanfter Schrecken stehen für die Vieldeutigkeit des Augenscheinlichen, seine Doppelbödigkeit und die Unsicherheit der Wahrnehmung. Den Schrecken kann man getrost gelassen angehen. Dazu sind die Tierchen dann doch zu possierlich. er

Bis 14. Mai, Öffnungszeiten: Samstag, Sonntag, 14 bis 17 Uhr, und nach Vereinbarung, Telefon 0651/26893, kunstverein@junge-kunst-trier.de

 
Quelle: Trierischer Volksfreund vom 3. Mai 2011

Link: Vera Kattler, das kleine monströse, 9. 4. bis 14. 5. 2011

 


Letzte Aktualisierung: 08.05.2011 23:22:05 © 2015 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.