Vom Blick aus der Ferne
Von unserer Mitarbeiterin Eva-Maria Reuther
Mit einer sehenswerten Ausstellung wechselt der Kunstverein Junge Kunst in Trier von einem Jahr ins nächste. Aloys Rump präsentiert spannende Arbeiten.
Auf den ersten Blick wirken die bis auf eine Gruppe grauen Serien wie jene schwarz-weißen Luftaufnahmen, die sich in den Archiven von Katasterämtern finden. "Aus großer Höhe" betitelt auch Aloys Rump seine Bilder, in denen sich ein Regelwerk aus Rechtecken, Kreisen und zuweilen wie mit dem Lineal gezogene Linien zu kartierten Landschaften ordnen. Der Augenschein täuscht allerdings. Was wie Fotos daherkommt, sind tatsächlich strukturreiche abstrakte Gemälde, deren Farbschicht mit Marmorstaub "überpudert" ist, die das Licht reizvoll reflektiert und Rumps Bilder in eine geradezu unwirkliche Ferne taucht. Um jene andere geistige und seelische Wirklichkeit und ihre Schnittstelle mit der greifbaren Realität geht es dem 1949 geborenen Künstler, der in Boppard lebt und arbeitet. Rump ist ein informeller Maler, also einer, der Seelenleben und emotionales Erleben in Zeichen, Struktur und Farbe auf die Leinwand transportiert.
Die Trierer Gemälde dürfen denn auch als große Seelenlandschaften gelten. Es sind nicht allein in ihrer Einfarbigkeit stille Bilder. In Serien oder großen rechteckigen Feldern angeordnet, verbreiten sie im kleinen Galerieraum selbst Stille und laden zur Meditation ein. Freilich: Auch diese Stille ist nicht ohne Gefährdung, wie die Schatten der Kampfflugzeuge warnen. Wer sich in die fein schimmernden Arbeiten versenkt, findet im ruhigen Bildraum zudem eine beredte, vielfältige Binnenstruktur an Lebensspuren aus Linien, Brüchen, Verletzungen und Schrunden, aus Höhen und Tiefen. Rumps sehenswerte Reliefs können als Sinnbilder des Lebens gelten, allerdings aus "großer Höhe" und somit aus einer gelassenen Distanz betrachtet.
Bis 8. Januar, Öffnungszeiten: Sa, So 14-17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel.: 0651-9763840, www.junge-kunst-trier.de