Mit Papier und Skalpell
Dorthe Goedens Scherenschnitte in der Galerie Junge Kunst in Trier

Dorte Goeden, "Mit Papier und Skalpell"
Die Künstlerin vor einem ihrer Scherenschnitte. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Alte Technik in neuer Form: Im Trierer Kunstverein Junge Kunst zeigt Dorthe Goeden ihre modernen Scherenschnitte.

Trier. (er) Ob Goethe oder Schiller - kein Klassiker, dessen Silhouette nicht als Scherenschnitt auf die Nachwelt überkommen wäre. Aus dem fernen China kommt die beliebte Technik, die seit Jahrhunderten auch hierzulande Künstler wie Kunstbeflissene Laien begeistert. Ins Handarbeitsrepertoire unserer Mütter und Großmütter gehörte die Technik mit Papier und Nagelschere sowieso.

In Trier ist der Scherenschnitt vor allem mit dem Namen Annette Craemer und ihren Illustrationen regionaler Legenden verbunden. In der überregionalen, sogar internationalen Kunstszene hat die alte Technik neuerdings ein Comeback erlebt, etwa im Werk der Amerikanerin Kara Walker oder des Schweizers Adam Dario Keel.

Auch die Galerie Junge Kunst besinnt sich in ihrer aktuellen Schau auf den Scherenschnitt. In einer sehr schön gehängten Ausstellung präsentiert dort Dorthe Goeden ihre Schwarz-Weiß-Arbeiten. Angefangen hat die 1975 in Adenau geborene Künstlerin als Malerin. Schon damals seien ihre Arbeiten sehr grafisch gewesen, berichtet sie. Am Scherenschnitt schätzt sie neben der Reduziertheit der Mittel das Handwerkliche. "Ich brauche einfach diese Arbeit mit meinen Händen" sagt die junge Frau mit dem energischen Gesicht. Anders als üblich, benutzt sie allerdings statt Scheren messerscharfe Skalpelle zum Schneiden.

An Goedens Arbeiten faszinieren ihre abstrakten weithin filigranen Strukturen, die den Bildraum wie ein Netz durchziehen, in dem sich Buchstaben, Bäume oder Menschen zu fangen scheinen.

In anderen Arbeiten beschränkt sie sich auf rein abstrakte Zeichen. Bildraum ist übrigens wörtlich zu nehmen. Goeden befestigt ihre schwarzen Stege mit Nadeln auf dem weißen Untergrund, so dass sie sich aus der Fläche in den Raum bewegen können, wobei vibrierende, sich dauernd verändernde Bilder entstehen. Besonders ins Auge fallen drei Arbeiten am hinteren Ende der Stirnwand. Dorthe Goedens bewegte Bilder sind offene Bilder im Schwebezustand zwischen Wirklichkeit und Vorstellung.

Bis 3. Juli, Fr 17-19 Uhr, Sa, So 14-16 Uhr und nach Vereinbarung, 0651-9763840, www.junge-kunst-trier.de

 
Quelle: Trierischer Volksfreund vom 5./6. Juni 2010

Link: Dorthe Goeden, Papierschnitte, 29. 5. bis 3. 7. 2010

 


Letzte Aktualisierung: 07.06.2010 15:16:13 © 2015 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.