Ans Licht gebracht
Unbekannte Werke des Trierer Malers Reinhard Heß im Kurfürstlichen Palais

Zwei Jahre hat Tobias Hött recherchiert, um unbekannte Werke des bekannten Trierer Malers Reinhard Heß ausfindig zu machen. Vom 20. Juli bis 14. August können Kunstinteressierte im Kurfürstlichen Palais eine Ausstellung mit den Werken besuchen.

Von unserem Redaktionsmitglied Mandy Radics

Trier. Tobias Hött streift sich weiße, weiche Baumwollhand- schuhe über die Hände. Ganz behutsam wickelt er etwas Viereckiges aus einer gepolsterten Plastikfolie. Zum Vorschein kommt ein etwa 25 mal 19 Zentimeter großes, in Blau-, Rot und Goldtönen schimmerndes "Hinter-Glas-Bild" des Trierer Malers Reinhard Heß, das Maria mit Jesus im Arm zeigt. Ein seltenes und bisher unbekanntes Werk des Malers, das bald als Schenkung an das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum in Trier gehen wird.

Wie Hött an solch ein seltenes Stück kommt? Hött ist Kurator einer Ausstellung, die vom 20. Juli bis 14. August in Kooperation mit dem Kunstverein Trier Junge Kunst Werke "eines der bedeutendsten Trierer Maler des 20. Jahrhunderts" im Kurfürstlichen Palais zeigt. So wurde Reinhard Heß, der von 1904 bis 1998 in Trier lebte und wirkte, schon vor 25 Jahren betitelt, als er erstmals seine Werke im Kurfürstlichen Palais präsentierte. Gezeigt werden dort vor allem unbekannte und verloren geglaubte Werke die Heß's

Tobias Hött, Kurator der Ausstellung
Für mich war er aber einfach Onkel Rein.
Tobias Hött, Kurator der Ausstellung

Kreativität ebenso verdeutlichen wie die exklusive Sammlung von Hinter-Glas-Bildern. Seine Inhalte: Stillleben, Ansichten aus der Region, christliche sowie konkrete und abstrakte Motive.

Heß war nicht nur regional bekannt. Er hat seine Werke auch in London, Paris oder New York ausgestellt. Seine Fenster- malereien sind heute noch in der Jesuitenkirche, in St. Matthias und in der Domkrypta zu sehen. Doch da ist noch die Geschichte hinter der Ausstellung. Denn Hötts Urgroßmutter war die Schwester des Trierer Malers, nach dem sogar eine Straße in Trier benannt ist. "Für mich war er aber einfach Onkel Rein", erinnert sich Tobias Hött. "Vor drei Jahren habe ich ein Bild geschenkt bekommen, das aus dem Erbe meiner Urgroßmutter stammt. Das Bild wurde bei ihr im Schrank gefunden." Der studierte Kunsthistoriker stellte schnell fest, dass dieses Heß-Werk nirgends katalogisiert war. Bei seinem Bild handelt es sich um den Erstabzug einer Druckplatte, auch Künstlervorzugsdruck genannt. Ein unbekanntes Unikat also.

Und so begann Hött mit seiner Suche. Als erstes durchstöberte er die Werke seiner Urgroßmutter, dann die seiner Eltern und schließlich die der acht Geschwister des Malers und weiterer Verwandter. "Überall erhielt ich positives Feedback. Auch sein Sohn, der in Wiesbaden lebt, hat mich von Anfang unterstützt." Mittlerweile hatte Hött schon an die 70 Werke zusammengetragen. Das Besondere daran: Niemand kennt sie außerhalb der Familie. Einige der Werke sind zwar katalogisiert, galten aber bisher als verschollen. Und so kann der junge Kunsthistoriker mit echten Neuheiten aufwarten, die er nun - nach zweijähriger Recherche - ans Licht bringen wird. "Doch ohne die Unterstützung der vielen Helfer wäre das alles nicht möglich gewesen.", erklärt Hött. Außerdem geht die Suche weiter.


Jeder, der mögliche Heß-Werke nicht zuzuordnen weiß, kann sich an Tobias Hött unter 0171/4053741 oder E-Mail: maler-hess-bildersuche@junge-kunst-trier.de wenden.
Nähere Infos: www.reinhard-hess.de.

Reinhard Heß, Hinter-Glas-Bild "Maria mit Kind"
Das Hinter-Glas-Bild "Maria mit Kind" ist undatiert. Bevor es für die Ausstellung entdeckt wurde, hing es über dem Bett von Hötts Urgroßmutter.
Fotos (2): Mandy Radics (1), privat (1)



EXTRA

Vernissage am 19. Juli, 11 Uhr, für geladene Gäste.
Öffnungszeiten der Ausstellung: 20. Juli bis 14. August im Kurfürstlichen Palais, Eingang Willy-Brandt-Platz, montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr, freitags 9 bis 13 Uhr. Der Eintritt ist frei. Der Ausstel1ungskatalog ist vor Ort käuflich zu erwerben. Führungen sind buchbar über die Touristinformation Trier, Telefon: 0651-9780824.

 
Quelle: Trierischer Volksfreund vom 17. Juli 2009, Kulturseite

Link: Reinhard Heß, Unbekannte Werke, 20. 7. bis 14. 8. 2009, Kurfürstliches Palais Trier

 


Letzte Aktualisierung: 17.07.09 23:14:28 © 2010 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.