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Sebastian Böhm

Danziger Kutschpferd II, 2015
Eitempera, Kohle, Kreide, Jute 155 x 200 x 5 cm
Der Maler muss malen, was er meint zu wissen - um im Bild zu finden, was er wirklich sieht, während er malt. Wie ist das Gemalte, wie ist das Verhältnis der Summen erlebter Empfindungen der Vergangenheit und der malenden Gegenwart? Die Form, hier eine Pferde-Form, ist vielleicht Auslöser eines Bildes, folgt aber dem Farbauftrag nur nach. Die Form wird dem Malvorgang ausgeliefert.
Milchig, pastellig, etwas dreckig kommen die beiden "Danziger Kutschpferde" daher. Sie stehen in einem seltsamen Licht. Nichts im Bild ist wichtiger als dieses Licht. Der Kopf des Künstlers ist wichtiger als ein, zwei oder drei Köpfe der gemalten Pferde. Sollte man die gesehene Außenwelt, sollte man Pferde benutzen, als Platzhalter für Farb- und Form-Forschung in der Malerei? Es scheint, die Pferde verloren ihren Halt. Sie sind eine Art bildgebendes Verfahren der gewürfelten Erinnerungsleistung geworden.
An der Oberfläche der Juteleinwand kann der Betrachter den malerischen Prozess zurückverfolgen, und wenn er lange in die Tiefe der Bilder schaut, werden seine Augen die Muskelhaut der Farboberfläche in atmende Bewegung versetzen. Das größte Wunder ist man selbst.
Sebastian Böhm
Gezeigt in der Ausstellung Künstler des Kunstverein Trier Junge Kunst in Koblenz, retour, 21.11.-22.12.2016
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