Markus Bydolek, Stubenlay (Detail), 2014
Markus Bydolek, Stubenlay (Detail), 2014
Farbige PhotoGraphik auf Textil, 200 x 300 cm

An der Pflanzenwelt interessieren mich nicht Aussehen, Eigenart und Schönheit der einzelnen Pflanzen. Es interessiert mich ihre Eigenschaft zu wuchern und autonome Räume zu erschaffen, es interessieren mich die zugrunde liegenden Ordnungs- und Entwicklungsprinzipien.

Erst vor wenigen Jahren ist Vegetation in mein Blickfeld geraten.
Dabei war das Erleben von Wald prägend für meine Kindheit! Die vor 50 Jahren wenig erschlossenen Wälder des Harzes erlebte ich damals als Inbegriff üppiger Wildheit. Blühen und Sprießen, Fäulnis und Zersetzung, Werden und Vergehen, Leben und Tod, Anfang und Ende des Daseins sah ich in schauriger Schönheit untrennbar verwoben. In räumlicher Hinsicht hingegen ließ dieser Wald durchaus keinen Anfang und kein Ende erkennen, sofern man sich erst einmal mittendrin in den Waldestiefen befand.
Der Wald ermöglichte mir also erste Bekanntschaft mit den allgemeinen Grundfragen des Daseins und zudem sogar eine vage Ahnung vom Begriff der Unendlichkeit. In Wäldern habe ich seither stets nach diesem Gefühl von Unendlichkeit gesucht.

Meine Bildkompositionen sind unhierarchisch. Alle Bildkomponenten beziehen sich aufeinander und entsprechen sich in ihrer Bedeutung. Es geht nicht um Details, sondern um ihr Zusammenwirken. Um die Räumlichkeit der im Bild erfassten Situation auszuloten, mache ich unterschiedlich fokussierte Einzelaufnahmen. So entstehen aparte Sichtebenen, die später miteinander verwoben werden. Aufwendig herausgemeißelte Schärfe und Unschärfe überlagern sich oftmals. Räumliche Tiefe wird komprimiert und in einer einzigen Bildebene integriert. Da die Einzelaufnahmen in zeitlicher Abfolge entstehen, wird die Zeit ebenso komprimiert wie der Raum.
Die so entstehenden Bilder irritieren, denn wir erwarten von fotografischen Bildern, dass sie das Leben einfrieren und aus den Bildern verbannen. Je mehr die Bildwirklichkeit aber dem Wahrheitsanspruch des Augenscheins widerspricht, desto eher vermag sie Realität freizulegen und zu vermitteln.

Markus Bydolek

 
Gezeigt in der Ausstellung Künstler des Kunstverein Trier Junge Kunst in Koblenz, retour, 21.11.-22.12.2016

 

Vita:
Markus Bydolek
Werkschau:
Schneefeld, 2000
Wasser III, 2001
o.T., 2003
Cluster, 2006
Wald I (Detail), 2010
Im Wald, 2011/12
Mais I 2, 2011/12
Wald II 2, 2011/12
Schiefer, 2013/14
OT (Im Spiegeltal), 2015
Wald VII, 2017-19
Still, 2017-22
Eis VI, 2018/19
Ohne Titel, 2019-21
Stein.Zeit, 2020-22
Wald IX, 2020-22
Wald X, 2020-22
Unruhig, 2022
Ausstellungen:
Projekt 40 x 40 cm, 1999-2002
40 x 40 cm, 1999
15 Jahre Junge Kunst, 2000
40 mal 40 x 40 cm, 2001
40 mal 40 x 40 cm, 2002
Gesang der Materie, 2002
Nachlese 2001/2002, 2002
Jahresendausstellung, 2003
Fotografie Malerei Skulptur, 2005
Gesang der Materie II, 2006
JETZTKUNST JUNGEKUNST, 2008
Vegetation und anderes, 2011
Art Trier - Kunst York, 2012
retour, 2016
Magazin kleiner Formate, 2017
Stromwechsel, 2017
Wald, 2017
ADHOC V, 2019
REFLEKTOR, 2022
Eine Ausstellung über eine Ausstellung in Chemnitz, 2023
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Letzte Aktualisierung: 11.05.2023 11:05:57 © 2023 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.