Klaus Maßem zeichnet mit einem Laserpointer in der verdunkelten Tufa auf die große Filmprojektions-Leinwand, benutzt also keine Materialien und Bildträger im herkömmlichen Sinne. Die Besucher können wie der Künstler nur die Lichtspur sehen; fotografieren sie währenddessen das Geschehen mit Langzeitbelichtung (am besten auf Stativ), dann sind die Zeichnungen - und zwar ausschließlich - mittels einer Digitalkamera direkt zu sehen (mit einer Analogkamera nach der Filmentwicklung). Vom gezeichneten Bild selbst jedoch bleibt nur "die Spur des Lichts" übrig.
Durch die verschiedenen Standpunkte der Besucher/Fotografen im Raum und durch die unterschiedlichen Einstellungen der Kameras entstehen so vielfältige Aufnahmen. Der Betrachter, sonst nur Konsument, kann somit zum Autor der Bilder werden. Zudem wird die Folge der Bild-Betrachtung umgekehrt - sieht doch normalerweise der Künstler seine Werke zuerst. Durch die Interaktion zwischen Künstler und Besucher entsteht eine einzigartige Symbiose. Sie stellt nicht nur die Existenz einer Originalzeichnung in Frage, sondern auch die eindeutige Rollenzuweisung zwischen
erschaffendem Künstler und bloßem Rezipienten.
Im Rahmen des Kunstprojekt DIE KATHEDRALE von Rainer Breuer in der Ausstellung Reliquie - Fetisch in Kirche, Kunst & Konsum, 14. April bis 17. Juni 2012 im Kultur- & Kommunikationszentrum Tuchfabrik Trier.
Mehr Abbildungen bei éditions trèves
|