Andreas Techler

OLD BUT NEW
Installation
 
 
DAS ADDITIVE PRINZIP - DAS PRINZIP DER ADDITION

 
Könnte es sein, es handle sich um ein Axiom, um ein Grundgesetz, das nicht verändert werden kann, immer anwendbar bleibt und die Dinge massgeblich bestimmt? Oder stellt das Additive Prinzip weniger als eine Grundgleichung dar, als eher eine einmal gefasste Entscheidung, die zur Regel wird, sich konsolidiert, sich verfestigt und zunehmend die Beziehungen determiniert?

Andreas Techler, der in Düsseldorf residente Künstler, sagt dies so leichthin über seine Kunst: Das Additive Prinzip. Und ein streifender Blick in die Runde des Ateliers genügt, die additive Gesetzmässigkeit des Sammelns zu entlarven, es in der überbordenden Fülle seines Materialschatzes des vergangenen und nun auch des angebrochenen Jahrtausend inszeniert zu sehen.

Additiv - das heisst Hinzufügen, Vermehren, Ansammeln, Aufhäufen, Wachsen, Verbinden, Verschmelzen, Symbiosen bilden. Das Bestehende erfährt eine Veränderung quantitativer Art, aber auch hinsichtlich seiner Qualität, denn ein Mehr ist nicht unbedingt ein Mehr desselben, sondern ebenso des Verschiedenen, das dann zumindest in der Kunst eine anders geartete Botschaft transportiert.

Additiv ist das Serielle in der Kunst, das Repetitive, Strukturgebende, Rhythmische. Additiv ist die Installation oder Komposition, die verschiedene Materialien und Gegenstände kombiniert, zusammenfügt, zusammenbaut zu einem Neuen, Ganzen. Additiv ist so manche Handlung, die durch ihre Wiederholung zu Sichtbarem, Messbarem, Konstruiertem führt. Gehen addiert Schritte zu einer Wegstrecke, Hören addiert Töne zu einem Wort, einem Satz, einer Melodie. Sammeln trennt zwischen Gewünschtem und Unerwünschtem. Und die Produktion verwandelt Rohmaterialien in einen Mehrwert aus mehr oder minder kurzlebigen Produkten.

Das Additive Prinzip zeigt die Zunahme des Materiellen, so auch die Zunahme der Müllberge, der ozeanischen Plastikstrudel, der Abfallvernichtungsrückstände, der Kontaminierung der Luft, des Wassers und der Nahrung - das Materielle verschwindet nicht, es verwandelt sich lediglich, manifestiert sich in anderer Zusammensetzung, in anderer Gestalt, in anderer Funktion. Die vorherrschende Wirtschaftsform basiert auf dem Prinzip der Addition, der Zunahme, des Wachstums, der Überproduktion und schafft dabei gigantische Probleme in diesem endlichen planetaren Organismus.

Einzig Geld widersetzt sich in seiner Existenzwerdung dem additiven Prinzip. Es entsteht als Schuld aus dem Nichts der virtuellen Buchhaltung, ist grundsätzlich Mangelware, da die Beträge der Schuldzinse nie erschaffen wurden, und verschwindet bei Tilgung der Schuld vollständig. Dennoch ist Geld das meist gewollte Stück Papier, das durch geschickte Manipulation Volkswirtschaften zur Blüte oder in den Ruin treibt und so die Abhängigkeit von Fronarbeit für eine Mehrheit der Bevölkerung garantiert während eine Minderheit sich mühelos über Gebühr bereichert.

Das additive Prinzip - was wäre die Balance haltende Alternative zum Zuwachs? Die Überführung des gesammelten Kulturguts in Kunst als Fusionsform, als kreatives Recycling? Klar - Augen auf!


LORELEY, 9. April 2013 / KA
 
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Letzte Aktualisierung: 14.04.2019 00:10:04 © 2019 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.