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Saar Ferngas Förderpreis Junge
Kunst 2006 14. Januar - 25. Februar 2007

Anne Heusel, Berlin
Weihnachtsmarkt · 2004 · Lambda-Prints kaschiert auf Polystyrol, UV-Schutzfolie
seidenmatt, schwarz gerahmt · 385 x 50 cm, 5 Stk., je 70 x 50 cm (Ausschnitt)
(2. Preis)
Die Arbeiten von Anne Heusel entstehen häufig aus Beobachtungen des alltäglichen
Geschehens. Produkte und Objekte werden dabei ebenso einer Untersuchung unterzogen wie
Verhaltensweisen und Routinehandlungen. Die Medien variieren zwischen Fotos, Installation,
großformatigen Plakaten, einem Stadtplan oder Postkartenset und alltäglichen
Gegenständen. Es sind Arbeiten, die dem Alltag entlehnt sind, ihn thematisieren,
analysieren, transformieren um seine verborgenen Sehnsüchte zu materialisieren. Oft
reicht ein minimaler Eingriff auf das eigentliche Charakteristikum, um die ursprüngliche
Wirkung zu entfremden und den Blick auf das Verwandelte zu fokussieren. Während der
alltägliche Ursprung in den Arbeiten beibehalten wird, ermöglicht diese Verwandlung eine
Umkehrung zwischen dem, was normalerweise im Vordergrund steht und dem Verborgenen: Eine
Sammlung von gefundenen Einkaufszetteln fremder Leute, die für eine Zeit die eigenen
Einkaufslisten ersetzen; ein Plan von Paris, der eine Durchquerung der Stadt aufzeigt,
indem man nur Straßen benutzt, die mit dem Buchstaben C anfangen- eine Tischdecke, deren
Stickerei das zeigt, was sich normalerweise auf ihr abspielt; eine gestrickte
Pulloverkollektion, deren Muster an die Federkleider europäischer Vögel angelehnt ist,
präsentiert als Modeplakate in Citylightpostervitrinen im öffentlichen Raum- oder aber
barock anmutende Fotos von Besuchern eines Weihnachtsmarktes, die an Rembrandt-Gemälde
erinnern: Sie fokussieren ihren Blick auf etwas, was der Betrachter nicht sehen kann. Der
Hintergrund ist tiefschwarz, die Gesichter in warmen Tönen weichgezeichnet, der Ausdruck
konzentriert und in sich versunken. Die Kopfbedeckungen lassen flämische Portraits und
unterschiedlichste Zeiten assoziieren. Sie wirken wie eine große Inszenierung und zeigen
doch nur das Leben selbst, eingefangen in einem Augenblick.
Es ist eine distanzierte Form der Beobachtung, die oft konzeptuelle Lösungen anwendet.
Daraus entstehen Arbeiten, die eine Poetisierung des Gesehenen und Erlebten gleichermaßen
thematisieren. Allen ist eine Stille gemein, ein Anhalten des Augenblicks, das Festhalten
einer peripheren Handlung. Auf der Oberfläche still und poetisch, entlarven sich die
Arbeiten auf den zweiten Blick oft als Täuschung und stellen die Frage nach Fiktion und
Wirklichkeit.
Armin Keller (aus dem Katalog)
Zur nächsten Abbildung: Timo Nasseri, Berlin (3. Preis)
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Teilnehmende
Künstler/innen:
Axel Anklam, Berlin · Mia Bailey,
Karlsruhe (1. Preis) · Nora Chrosziewsi,
Karlsruhe (Publikumspreis) · Florencia Colombo, Frankfurt/Main ·
Sabine Eberts · Wiebke Elzel & Jana Müller, Leipzig ·
Jan Faßbender, Düsseldorf · Julian Faulhaber, Dortmund ·
Christiane Feser, Darmstadt · Christian Gode, Bochum · Nina Heinzel, Kiel
· Anne Heusel, Berlin (2. Preis)
· Sonja Trouschek, Dortmund · Gyuok Jeong, München · Jan Klopfleisch,
Berlin · Astrid Korntheuer, Offenbach · Gereon Krebber, Oberhausen · Timo Nasseri, Berlin (3. Preis)
· Sascha Pohle, Frankfurt/Main · Anika Rosenberg, Bad Schwalbach ·
Jan Schmidt, Frankfurt/Main · Bosse Sudenburg, Berlin · Markus Willeke,
Berlin |