Augenlandschaft
Melanie Wiora zeigt "personal reflections"

 

TRIER. (er) "Im Angesicht des Augen Blicks" befinden sich Kunstfreunde derzeit in der Jungen Kunst. In den Räumen der Galerie Junge Kunst Trier zeigt Melanie Wiora ihre Foto-Arbeiten.

"Die Augen sind die Fenster zur Seele", hat Leonardo da Vinci einmal geschrieben. Aber sie sind auch ihr Spiegel. Menschen spiegeln sich gegenseitig in ihrem Blick. Mehr noch: Was in unserer Seele und unserem Innern gespeichert ist, wird zurückgeworfen und vermischt sich mit den Eindrücken, die auf unsere Netzhaut treffen zu einem neuen Bild.
Mit dem Auge als Bildspeicher und Bildschöpfer befasst sich auch Melanie Wiora in der Galerie Junge Kunst. Drei Werkgruppen zeigt die 1969 geborene Schwäbin, die heute in Köln lebt, von denen die Reihe "Personal reflections" - ("persönliche Eindrücke") die ein- drucksvollste und originellste ist. Die rothaarige junge Frau hat dazu die Bilder im eigenen Auge fotografiert und zu einer großformatigen vielfarbigen Augen- landschaft mit digitaler Hilfe überformt. Dass sie sich dabei der Unschärfe bedient, hat einen einfachen Grund: "Ich will deutlich machen, dass ich nicht dokumentarisch die Wirklichkeit ab- fotografiere." Was mehr beeindruckt, ist die malerische Qualität der Bilder, die bei diesem Verfahren entstehen. Melanie Wioras Botschaft ist eindeutig: Längst bevor wir ein Bild erkennen, haben wir es im Auge und in der Seele. Um die Frage der Wahrnehmung geht es auch in den beiden anderen Werkgruppen der zweiten Saar Ferngas-Förderpreis-Trägerin von 2002, die inzwischen in London und New York Gelegenheit hatte, neue Bilder zu "er-blicken" und zu sammeln. Auch ihre Porträtreihe "Außen ist in mir" handelt von Sichtung und Bildfindung. Wioras Men-

schen sind mit ihren Gesichtsausschnitten gleichermaßen drinnen wie draußen. Ihr Blick in die Ferne führt zurück ins eigene Innere. Der flächige Bildaufbau, das transparente Licht und die wenigen Zeichen, die Gesichter und Gebäude im Hintergrund als gegenständlich kenn- zeichnen, verstärken diesen Eindruck. Gerade in diesen Arbeiten wird deutlich, wie bewusst die Künstlerin ihre Mittel einsetzt. Deutlich künstlerisch ab fällt dagegen die schwarz-weiße Porträtreihe mit dem Titel "Anwesend-Abwesend".
Bis 3. Juni, Öffnungszeiten: Fr 17 bis 19 Uhr, Sa, So 14 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 0651/9763840.    ma/bre

Melanie Wiora zeigt ihre Augenlandschaften in der Trierer Galerie Junge Kunst.
Melanie Wiora zeigt ihre Augenlandschaften in der Trierer Galerie Junge Kunst.
Foto: Eva-Maria Reuther

 

Quelle: Trierischer Volksfreund, Kulturseite vom 27. Mai 2006

Link: Melanie Wiora, CLOSE UP - Im Angesicht des Augenblicks, 6. 5. bis 3. 6. 2006

 


Letzte Aktualisierung: 27.05.2006 21:22:13 © 2010 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.