Markus Bydolek
Gesang der Materie II
Ausschnitt aus "Cluster", 2006, 118 x 118 cm, Barytpapier auf Alucobond
Ausschnitt aus "Cluster", 2006, 118 x 118 cm, Barytpapier auf Alucobond
2. bis 30. September 2006

Eröffnung: Freitag, 1. September 2006, 20.30 Uhr
Einführung: Christina Biundo, Kunstwissenschaftlerin
Finissage: Sonntag, 1. Oktober 2006, 11.00 Uhr

Fr 17-19 Uhr, Sa/So 14-16 Uhr sowie nach Vereinbarung (Tel. 0651 - 2 68 93)
Führungen für Schulklassen möglich (Kontakt: Christina Biundo, Tel. 0651 - 7 65 05)
Karl-Marx-Straße 90, 54290 Trier


Markus Bydolek, 1960 in Hildesheim geboren. 1979-82 Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig. 1980 Wechsel von der Malerei zur Fotografie. 1981-93 Redaktion Braunschweiger Stadtzeitung. Ab 1985 künstlerische Auseinandersetzung mit Landschaft. Seit 1993 freischaffend, zahlreiche Einzel-und Gruppenausstellungen. Entwicklung einer neuen Ausstellungskonzeption für die Tuchfabrik Trier. Gründung der Projektgruppe "SCHW!NG - Kunst und Wissenschaft". Mitglied im Kunstverein Trier Junge Kunst e.V. und im theater duke's oak e.V. Lebt und arbeitet in Trier.

Gezeigt werden überwiegend großformatige, schwarzweiße Photoarbeiten, die aufgrund ihres spe­ziellen Herstellungsprozesses vom Künstler PhotoGraphiken genannt werden. Es handelt sich um Arbeiten auf Barytpapier, aufgezogen auf einen Träger aus Alucobond. Die Formate bewegen sich zwischen 118 x 118 cm und 148 x 118 cm. Abgerundet wird die Ausstellung durch einige kleinere Formate.
Die Bilder sind frei von erzählerischen Aspekten und thematisieren elementare Strukturen und allgemeine Formen von Materie, wie die von Fels, Eis, Wolken oder anderen Landschaftsele­men­ten. Es handelt sich nicht um Fotografien im klassischen Sinne, sondern um Bilder, die eine eigenstän­dige Realität schaffen – losgelöst vom geistigen Topos „Bild – Abbild“: Die Technik des Fo­tografierens dient hier nicht der Abbildung von visuell Wahrgenommenem, sondern ist Grundlage einer künstlerischen Bildschöpfung mit neuer Wer­tigkeit. Es wird nicht der Eindruck von Landschaft in ihrer Momenthaftigkeit vermittelt, sondern diese erscheint freigestellt, über­führt in eine allgemeingültige Situation ohne Anfang und Ende. Dies wird unterstützt durch die Wahl der Bildformate, die trotz ihrer Größe zur Betrachtung aus relativer Nähe einladen.
Thema ist also nicht die Abbildung von Landschaft an sich, sondern das immerwährende gesetzmäßige Zusammenwirken von Kräften der Natur, aus denen unsere sichtbare Welt entspringt. Diese Intention ist in den einzelnen Bildern, deren Motive fast durchweg der Welt des Hochgebirges entstammen, in unterschiedlichen Graden der Konsequenz und Abstraktion ausgeführt.
Indem das ursprüngliche Bildmotiv seiner momentanen Erscheinungsform beraubt wird, steht es plötzlich für eine allgemeingültige Situation der erlebbaren Welt. Im Gegensatz zu der Funktionsweise einer Fotografie, in der durch Betrachten lediglich visuell Bekanntes oder bereits Erfahrenes wiedererkannt und verortet wird, entsteht hier beim Betrachten, das eher einem Begehen gleicht, ein geistig-emotionaler, intuitiver Prozess: Der Blick bleibt nicht auf der Oberfläche haften, sondern durchdringt die Materie, schaut sozusagen hinter das Bild, wo letztendlich der Betrachter selbst mit seinem geistigen und emotionalen Erfahrungshorizont steht. Auf der Bildoberfläche findet sich nicht, was erwartet wird, nämlich eine Abbildung äußerer, sichtbarer Realität; weil das Gesehene nicht verortbar ist, wird der Blick des Be­trachters zwangsläufig zurückgeworfen auf ihn selbst, er richtet sich nach innen. Das Bild dient somit als Anlass zur Erkenntnis von erfahrbarer äußerer und innerer Welt.

Integrative Kunstbetrachtung
Die Ausstellung wird begleitet von einem ungewöhnlichen Projekt: Die Bilder werden nicht sehenden, blinden Kindern vermittelt durch die Augen und das Empfindungsvermögen anderer, sehender Kinder. Dies geschieht in nicht-öffentlichen Workshops, die in eigene kreative Prozesse der blinden Kinder münden. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden während der Finissage präsentiert.
Es handelt sich um ein Projekt aus dem Zyklus "SCHW!NG 2006 - Kunst und Wissenschaft", veranstaltet vom theater duke's oak e.V. Leiterin ist Christina Biundo. Die Integrative Kunstbetrachtung wird großzügig gefördert von der Nikolaus-Koch-Stiftung Trier. Ausführliche Informationen unter www.schwing-festival.de

Rezension im Trierischen Volksfreund vom 13. September 2006

Markus Bydolek beim Kunstverein Trier Junge Kunst

 


Letzte Aktualisierung: 18.09.2006 11:05:30 © 2015 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.