Anja Ganster Malerei |
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![]() Römerstrasse 2, 165 x 225 cm, Öl auf Leinwand, 2004 4.
September - 3. Oktober 2004
Melodien einer Landschaft |
Seit
Beginn meiner künstlerischen Arbeit ist die Annäherung an realen Raum und an die von mir
unmittelbar erlebte Umgebung Ausgangspunkt und Inhalt meiner Auseinandersetzung -
insbesondere auf verschiedenen Auslandsaufenthalten. 1998 entdeckte ich dann für mich die
Malerei direkt vor Ort und arbeitete seitdem immer wieder kontinuierlich an den
"Malerischen Reiseprotokollen". Innerhalb meiner konzeptuell-orientierten
Reiseprojekte entstanden meist gegenständliche Werkgruppen mit dokumentarischem
Charakter. Im Arbeitsprozess sehe ich mich weniger als Erfinder oder De-Konstrukteur von Realität. Wichtiger ist für mich der Umwandlungsprozess, wo das "Äußere" durch mich wie durch einen "Apparat" auf die Leinwand und das Kunstwerk übertragen werden. Dabei nähere ich mich persönlichen und kollektiven Erfahrungen von Welt an. In diesem "energetischen" Prozess interessiert mich die Lust am Motiv und dabei die Dinge so darzustellen, wie sie sonst nicht gezeigt werden. "Authentizität" und "Präsenz" des Bildes, das "Risiko der Nicht-Wiederholbarkeit" von malerischen Entscheidungen sind hierbei für mich wichtige Aspekte, vor allem heute, wo die Wahrheit von Bildern angesichts der Möglichkeiten digitaler Technologien hinterfragt werden muss. Insbesondere bei den Malerischen Reiseprotokollen ist in diesem Kontext die Arbeitsweise von Bedeutung: Während der Freilichtmalerei fixiere ich nicht den Moment, sondern den erlebten Zeitraum. Dieses Vorgehen steht im Gegensatz zu den üblichen Reiseerfahrungen eines Touristen ebenso wie zur virtuellen, flüchtigen Rezeption fremder Orte durch die Massenmedien. Im Atelier arbeite ich nach Video Standbildern und digitaler Fotografie direkt vom PC-Bildschirm. Das Video als tagebuchartiges Skizzenbuch liefert mir Bilder, die nur durch die angehaltene Bewegung des umherschweifenden Blicks sichtbar werden. In diesen Arbeiten reflektiere ich das Thema der Erinnerung und der Ortserfahrung im Rückblick. Der Erlebensprozess wird so im Nachhinein verlangsamt, der Blick auf Szenen und Orte gerichtet, die Teil von Alltagserfahrungen sind und erst bei genauerer Fixierung bemerkenswert erscheinen. Im Gegensatz zu den Reiseprotokollen ist die Malerei in dieser Werkgruppe vom Potential des angehaltenen Moments und den Experimentiermöglichkeiten mit dem digitalen Medium geprägt und macht die Flüchtigkeit der Wahrnehmung deutlich. Seit meinem Aufenthalt in Paris und jetzt am Beispiel der Stadt London interessiert mich die Verbindung und Osszilation mehrerer Themenfelder: Die konkrete Darstellung urbaner und gesellschaftlicher Phänomene sowie die Spiegelung von damit verbundenen kollektiven, sinnlichen Erfahrungen der Individuen und von mir selbst. Die dargestellten Orte sind teils konkret teils allgemein. Aufgrund ihres Dekors, ihrer Architektur, ihrer Funktion.. etc. können Räume Beispiele für Kulturgeschichte, soziale Entwicklung oder persönliche Geschichte von Individuen sein. Manchmal zeigen sie, wie Menschen ihre Spuren hinterlassen oder durch öffentliche Räume zu verschiedenen Verhaltensmodi gedrängt werden. Ist der Mensch tatsächlich im Raum anwesend, kann seine ganze Erscheinung den Raum mit prägen. In anderen Bildern drückt gerade die Abwesenheit des Menschen seine potenzielle Anwesenheit aus. Anja Ganster, August 2004 |
Letzte Aktualisierung: 12.11.2004 13:06:05 | © 2010 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V. |