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Moderatorin 1: Die
Grenznähe nutzen, darum bemüht sich der Kunstverein Trier Junge Kunst. In diesem Sommer
trafen sich vier rheinland-pfälzische Künstler zu einem Holzbildhauersymposion in der
Galerie Arche im luxemburgischen Grevenmacher. Die Galerie Arche, ein Musterhaus für
freie Holzarchitektur, hat das Material zur Verfügung gestellt. Seit Mitte Juni haben die
Künstler damit gearbeitet. Nicole Mertes. |
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Moderatorin 2: Balken
aus Leimholz waren die Grundlage für die Skulpturen, die die vier Künstler in den
letzten Wochen geschaffen haben. Ein nicht ganz unkompliziertes Grundmaterial für
künstlerische Arbeiten. Holzbildhauerin Britta Deutsch arbeitet sonst ausschließlich mit
Naturholz. Sie bevorzugt hartes Eichenholz. So empfand sie es als angenehm, sich mit
Kollegen über das Material auszutauschen.
Britta Deutsch: Da es für mich ganz ungewohnt war, mit einem Holz zu
arbeiten, das schon so vorgefertigt war. Leimholz ist in Schichten zusammen geleimt und
reagiert ganz anders. Das war eine Herausforderung, aber auch recht problematisch, weil
man ganz anders damit umgehen muss.
Moderatorin 2: Ihr Thema ist der Mensch, Begegnungen, der Umgang
miteinander. Charakteristisch für alle ihre kleinformatigen Skulpturen sind die
stilisierten, stark reduzierten Körperformen aus flachen Holzstücken, die durch die
Anordnung im Werk eine subtile Dynamik ausstrahlen. "Begegnungen", der Titel
einer Arbeit, die mit parallel und quer verlaufenden Ritzen in einem Holzquader ein Netz
von Kreuzungen bildet, auf dem die Menschenabstraktionen zusammentreffen und in Beziehung
zueinander treten. |
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Moderatorin 2: Kern und
Schale, Aussenform und Innenform, ist das Thema mit dem sich Werner Müller in seinen
grossformatigen Aussenskulpturen auseinander setzt. "Ummantelung", der
Arbeitstitel: Dreizehn Einzelkugeln setzt er in einen länglichen, mit Durchschnitten
versehenen Korpus aus Leimholz. Aus jeweils vier Leimholzbalken arbeitet er ineinander
stehende Holzröhren. In der Daraufsicht entwickeln sich interessante Licht- und
Schattenreflexe. Für eine drei Meter hohe Standskulptur hat er das Leimholz so
verarbeitet, dass es aussieht, wie ein natürlich gewachsener hohler Baumstamm. Das
Industrieholz, das ja die Grundlage bildet, verwandelt sich so wieder zurück zu dem, was
es ursprünglich einmal war. Seine Aussenskulpturen hat Werner Müller für den Ort
konzipiert, an dem sie stehen. Das Grundstück der Galerie Arche, mit Wiese und
Feuchtbiotop, liegt direkt am Waldrand in unmittelbarer Nähe der Autobahn.
Werner Müller: Meine Form ist wie alles andere aus dem entnommen, was
vorhanden ist. Das heisst hier ist eine große Zimmerei direkt nebenan und wenn ich einen
großen Baumstamm hinstelle, der in Wirklichkeit keiner ist, oder eine Arbeit, die
aussieht wie ein Bretterstapel, der auch keiner ist, weil es eine einzige Form ist, dann
sieht das einfach aus wie vergessen oder wie abgestellt und hat was sehr
selbstverständliches. |
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Moderatorin 2: Die
Umgebung der Galerie Arche macht sich auch Sebastian Böhm für seine drei
Aussenskulpturen zunutze. Im Teich schwimmt ein Kranz aus elf miteinander verbundenen
gleich großen Holzkugeln. Am Ufer sind zwei Skulpturen "Donut" und
"Fladenbrot in acht Teilen", die ebenfalls die Kreisform aufgreifen, so
installiert, dass sie teilweise im Erdreich versinken.
Sebastian Böhm: Das ist eine Folgerung dessen, dass ich davon ausgehe,
wenn ich eine Arbeit auf den Boden lege, dass natürlich der Aussenraum als das im Grunde
"Unvolumen", also das, was um die Plastik herum ist, genau so eine Rolle spielt
wie die Arbeit selber, die ich gemacht habe und die anfassbar ist. |
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Moderatorin 2: Die
Bildhauerin Elke Richert arbeitet als einzige nicht mit Leimholz. Im Aussenbereich hat sie
fünf Douglasienstämme senkrecht in die Erde gesetzt. In schmale Durchbrüche hat sie
Einsätze gedübelt, die durch den Wind bewegt werden. Das Ensemble wirkt so wie ein
archaischer Glockenturm. Ihre kleinformatigen Arbeiten im Innenraum der Galerie sind aus
filigran bearbeitetem Eichenholz. Sie spiegeln durch das Thema "Allee" die
Umgebung der Galerie mit den Baumreihen am Waldrand wider. |
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Moderatorin 2: Die
Ausstellung zum Symposion der Holzbildhauer bietet ein breites Spektrum künstlerischer
Ausdrucksformen und es ist faszinierend, wie das Material durch die unterschiedliche
Herangehensweise seine Ausstrahlung vollkommen ändert.
Moderatorin 1: Die Werke sind ab morgen drei Monate lang im Innen- und
Aussenbereich der Galerie Arche im luxemburgischen Grevenmacher zu sehen. |
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