Freier Seelenflug in der Farbe
Doris Helbling zeigt ihre Landschaftsstücke in der Galerie Junge Kunst in Trier
TRIER. (er) Eine Stimme für die Malerei: In der Galerie
Junge Kunst macht sich Doris Helbling in ihren Landschaftsstücken für Farbe und Pinsel
stark.
"Und die Seele unbewacht will in freien Flügen schweben" -
wer ihre Bilder betrachtet, dem kommen unversehens Hermann Hesses "Vier letzte
Lieder" in den Sinn. Auf den freien Seelenflug in der Farbe versteht sich Doris
Helbling, meisterlich. Was Geist und Seele wahrnehmen, versinnlicht sich reizvoll in den
Arbeiten der 1964 geborenen Malerin, die heute in der Nähe von Düsseldorf lebt.
Gerade in ihren Mittelformaten setzt sie nuancenreich und spannend ihre Idee von der Welt
und von der Landschaft in Farbe um. Zum Anlass hat sie dabei einen Aufenthalt in
Südfrankreich genommen. Man kommt bei Doris Helblings Bildern regelrecht ins
Philosophieren. Wie hatte doch seinerzeit Martin Heidegger schlicht bemerkt:
"Philosophie ist nicht zu beweisen, nur zu bewahrheiten. Wie, wo und wann, das weiß
nur jeder selbst". Als gelte es den Heidelberger Philosophen zu belegen, macht
Helbling aus ihrer Naturphilosophie die eigene farbige Wahrheit. Ein inneres Leuchten
durchdringt oftmals Ihre Arbeiten. Auch das mag Ausdruck ihrer Welterfahrung sein. Gewiss
ist es aber auch das Ergebnis eines fruchtbaren Austauschs zwischen Lehrer und Schülerin.
Schließlich Ist Helbling Meisterschülerin von Gotthard, dem großen deutschen Meister
der Farbfeldmalerei. Der Arbeit der jungen Schülerin hatte ihr Lehrer Meister erst
kürzlich "die ganze Komplexität lebendiger Malerei" bescheinigt. Auf den
Umgang mit der Farbe, die dem Licht Raum gibt, war Doris Helbling übrigens gut
vorbereitet. Bevor sie in Graubners Klasse an der Düsseldorfer Kunstakademie aufgenommen
wurde, hatte sie bei Jakob Schwarzkopf in Trier eine Lehre als Glasmalerin gemacht.
"Die Malerei sei tot" wird gerne geunkt. Doris Helblings Arbeit beweist nicht
nur das Gegenteil. Einmal mehr wird am Beispiel der jungen Künstlerin klar, wie unsinnig
die Diskussion um Tod oder Leben der Malerei ist. Die Malerei, die einer jahrtausendalten
Idee von der Wiedergabe der Wirklichkeit folgt, ist so tot oder so lebendig wie die
Künstler, die sie praktizieren. Doris Helbling beweist es einmal mehr: Kunst lebt von
Inhalt und Einsicht und nicht von modischem Spektakel.
Galerie Junge Kunst, Karl-Marx-Straße 90, bis 7. Oktober, Do u. Fr
17-19 Uhr, Sa 11-14 Uhr und nach Vereinbarung: 0651/99 40 925
Quelle: Trierischer Volksfreund vom 13. September 2000
Link: Doris
Helbling
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