Außerirdische zu Besuch

Trier: Galerie Junge Kunst zeigt Installationen in der Tufa

Von unserer Mitarbeiterin
SUSANNE CRAEMER

Liegestühle, Büchertische, Spül-. und Nagelbürsten - es sind alltägliche Gegenstände, die der Kunstverein Trier in seiner gegenwärtigen Gruppenausstellung zeigt. Vom Eindruck des Banalen sind diese. Gegenstände jedoch radikal befreit. Die Künstlergruppe "PatteX" und die Ateliergemeinschaft Paulusplatz zeigen magische Gebrauchsobjekte, rätselhafte Überbleibsel zu ihrem verlorenen Ort und Kontext aber einen mitunter überraschend sinnlichen Bezug herstellen.

Siggi Feids Skulpturen, die Erfahrung und Gegenstände einer Haftanstalt. als Tesafilm-Skulpturen versinnlichen, sind wie Traumbilder bildliche Übertragungen der "Haft"-Anstalt. Auch die Liegestühle von Christoph Jakobs, mal als Staffelei, mal als Webstuhl stilisiert, stellen zu ihrem Ausstellungsort in der Tuchfabrik eine sinnliche Verbindung her.

Solch künstlerische Praxis ist nicht ohne subtile Ironie. Deutlich wird sie vor allem in den Installationen, die das Rituelle, Reliquienhafte der Objekte zum Thema haben. Das Besen-Ensemble von Werner Müller, mit überdimensionalen Spül-, Nägel- und Schuhbürsten von bis zu zweieinhalb Metern Länge, assoziiert den Besuch eines außerirdischen Riesenvolks. Ebenso überdimensional ist das zur Steinkreisanlage mutierte Ensemble von Waldchampignons (Sebastian Böhm) oder das in den Ausmaßen eines Swimmingpools dimensionierte Fotofixierbad von Helmut Kiesewetter: das Überdimensionale als Dimension des Magischen.

Weniger raumfüllend, aber um so konkreter in der Anspielung präsentiert sich die Installation von Bernd Sauerborn. Seine Bildwerke "Bilderbücher-Bücherbilder" sind in der zwischen Kreuz und Heiligem Rock oszillierenden Kontur eine eindrucksvoll bearbeitete Aufnahme des Themas. In seiner zweiten Installation nehmen die Bücher, aus denen eben noch ein bestimmtes Bild geformt wurde, eine überraschende Wende. 39 auf einem Büchertisch in drei Zeilen ausgebreitete Bücher sind mit einfachen Bildsymbolen übermalt. So erscheinen sie als "icons", und der antiquarische Büchertisch präsentiert statt eines Menüs das Menüfeld eines PCs.  Ergänzt werden diese Installationen zur Magie der Objekte durch die Acryl-Bilder von Ina Seidler-Kronwitter: Das allmähliche Gestaltwerden von Körpern aus einem Farbenpaket läßt sich in dieser gelungenen Trilogie verfolgen. - Bis 31. März, mo.-fr. 14-18 Uhr, sa.-so. 11-17 Uhr.

Quelle: Trierischer Volksfreund vom 6. 3. 1996

Link: Patt-eX in der Tuchfabrik, Trier, 2.-31.3.1996

 


Letzte Aktualisierung: 22.07.2003 18:15:59 © 2010 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.