Vom Wandel und Wachsen

Die Trierer Galerie Junge Kunst zeigt feinsinnige Arbeiten von Britta Deutsch.

Arbeit von Britta Deutsch. Foto: Eva-Maria Reuther
Arbeit von Britta Deutsch. Foto: Eva-Maria Reuther

Von Eva-Maria Reuther

Ihre bildhauerische Arbeit in Zeiten der Pandemie resümiert Britta Deutsch derzeit in der Galerie Junge Kunst in Trier. Dort widmet der gleichnamige Kunstverein seiner Vorsitzenden eine Einzelausstellung. Es ist eine luftige, großzügig arrangierte, dennoch stille Schau. Die Dynamik kommt allein von innen, aus der Binnenstruktur der Plastiken der Holzbildhauerin.

Eigentlich ist die Zuschreibung Bildhauerin für Britta Deutsch unvollständig. Die Trierer Künstlerin, die auch pädagogisch arbeitet, ist ebenso Zeichnerin im Raum. Ihre aus unzähligen kleinen Holzteilen bestehenden Arbeiten, mit ihrer hochsensiblen Statik, haben etwas von den kurzen Strichen einer verräumlichten Zeichnung, die sich endlos weiterführen lässt. Offen bleiben auch die dabei entstandenen Formen. Als Spirale winden sie sich nach oben und verjüngen sich. Als Turm streben sie ins Unendliche. Eine Art Holzschlauch zieht sich wie eine stachlige Raupe aus unzähligen einzelnen Plättchen an der Wand entlang.

Wandel, Wachstum und die Möglichkeit zur Veränderung sind seit jeher die Grundideen in Britta Deutschs Schaffen. Hatte die Künstlerin vor Jahren in den Zeichen ihrer Arbeiten noch gesellschaftliche Dynamik und zwischenmenschliches Miteinander reflektiert, so haben sich ihre aktuellen Arbeiten von solchen konkreten Bezügen gelöst. In ihnen werden einzig die Begriffe verbildlicht, werden Wandel, Wachsen und Vergänglichkeit zu Symbolen.

Ohnehin ist Veränderung den Arbeiten der Bildhauerin schon vom Material her wesensmäßig und per se eine künstlerische Herausforderung. Britta Deutsch arbeitet mit Holz, einem lebendigen Werkstoff, auf dessen eigenständige Dynamik, seine Schrumpfprozesse, seine Risse und Verhärtungen sich das künstlerische Tun einlassen und darauf reagieren muss. Derart wird das Material zum fordernden Partner. "Man darf nie gegen das Holz arbeiten", weiß Britta Deutsch.

Das gemeinsame Miteinander beginnt im übrigen bereits, wenn die Künstlerin im Wald oder anderswo ihr Holz aussucht und es trocknen lässt oder kleinteilig spaltet. Nicht ausschließlich um Kleinteiliges geht es in dieser feinsinnigen Schau. Hinten an der Wand lehnt ein Ast, den ein feinmaschiges Netz umschließt. Man mag das als Schutz einer gefährdeten Natur interpretieren. Allerdings kann man die Arbeit auch als Versöhnung von Kultur und Natur deuten.

Bis 23. Oktober., Samstag und Sonntag, 14-17 Uhr, und nach Vereinbarung: Telefon: 0176/43086608, als Schaufenstergalerie täglich, www,junge-kunst-trier.de

 
Quelle: Trierischer Volksfreund vom 16.10.2021, Kultur

Zur Ausstellung Britta Deutsch, OHNE WARUM, 4. 9. bis 23. 10. 2021

 

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Letzte Aktualisierung: 17.10.2021 22:12:47 © 2021 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.