Fernweh in Trier: "Von schwindelnden Felsenschlüften" in der Moselmetropole

[Angels Landing, 2014, 73x110 cm]
[Angels Landing, 2014, 73x110 cm]

In Trier am Ende der Karl-Marx-Straße, direkt an der Römerbrücke, findet sich ein Juwel, neben dem die Auslagen der immer gleichen Warenhausketten förmlich verblassen. Die Rede ist von der Galerie des Kunstvereins Junge Kunst, in der zurzeit eine Fotoausstellung von Magdalena Abele mit dem Titel "Von schwindelnden Felsenschlüften" gastiert.

Von Tom Haas

Folgt man der nach Triers berühmtestem Sohn benannten Straße Richtung Mosel, fällt sofort auf, dass die gleichförmige Innenstadt hier einem Mikrokosmos an Lokalkolorit Platz macht - neben Bio-, Ethno- und Asialäden findet man hier einladende Bistrots, zwielichtige Kaschemmen und andere Etablissements - ein Kaleidoskop der Widersprüchlichkeit jener Stadt, die sich gerne selbst Moselmetropole nennt. So ist es letztlich ganz passend, dass sich am äußersten Ende dieses Wurmfortsatzes genau das findet, was man eigentlich am wenigsten erwartet, nämlich eine anspruchsvolle Kunstgalerie.

Gegenwärtig beherbergt dieser unwahrscheinliche Ort eine Ausstellung, die für jeden einen Blick wert ist, der gerne mit Reisen und Fernweh kokettiert. "Von schwindelnden Felsenschlüften", entlehnt dem Gedicht "Sehnsucht" von Joseph von Eichendorff, richtet das Objektiv auf Naturschauspiele, denen man gerne das Prädikat Postkartenmotiv verleiht, allerdings aus einem etwas anderen Blickwinkel. Denn die Künstlerin Magdalena Abele interessiert nicht so sehr das Motiv an sich, sondern der Versuch des Menschen, sich dieser erhabenen Natur zu nähern. Aus Reisekatalogen kennt man jene Fotos verlassener, unberührter Natur, die suggerieren, das Ende der Welt sei mit dem Last-Minute-Flug mal eben um die Ecke.

Und die Ironie dieses Tourismus liegt ja gerade darin, dass die erhabene Mystik, das Fremde jener Sehnsuchtsorte, in jenem Moment schwindet, da man den Ort erreicht - und feststellt, dass man einer von tausend ist, die zur entrückten Einsamkeit pilgern und dass es um die Ecke einen Souvenirladen gibt, der Bilder jener Einsamkeit als Häppchen zum Mitnehmen anbietet. Abele bringt diesen notwendigerweise scheiternden Versuch des Menschen, sich mit der Natur zu verbinden, auf eindrückliche Weise zu Bilde.

Die Fotografien zeigen Panoramen jener Orte, allerdings nicht entrückt und verlassen, sondern voll von jenem menschelnden Gewusel, welcher der Massentourismus über sie ergießt. Dabei tauchen die einzelnen Personen oft mehrfach auf einem Bild auf: Die Künstlerin nimmt innerhalb einer Minute mehrere Abzüge aus der gleichen Perspektive auf und legt diese in Teilen übereinander.

(...)

Die vollständige Rezension bitte nachlesen unter folgendem Link:
www.tageblatt.lu/kultur/fernweh-in-trier-von-schwindelnden-felsenschlueften-in-der-moselmetropole/

 
Quelle: Luxemburger Tageblatt, 13.2.2019 (Onlineversion) | www.tageblatt.lu

Link: Magdalena Abele, Von schwindelnden Felsenschlüften, 26. 1. bis 23. 2. 2019

 

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Letzte Aktualisierung: 16.02.2019 13:18:42 © 2019 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.