Die schwierige Sache mit dem Glück
Pia Müllers Installation "Lucky you?" in der Jungen Kunst in Trier
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Mit dem Glück ist das so eine Sache. Des einen Freud ist bekanntlich des anderen Leid. "Wann waren Sie zum letzten Mal glücklich", fragt Pia Müller sinngemäß in der Jungen Kunst und schneidet ihren Zopf ab.
Von unserer Mitarbeiterin Eva-Maria Reuther
Trier. Pia Müller arbeitet mit Einsatz von Körper und Seele. Wer die 1978 in Wittlich geborene, heute in Trier lebende Performance-Künstlerin und Robert-Schuman-Preisträgerin kennt, weiß, dass sie in ihren Arbeiten ihr Innerstes nach außen kehrt und dabei keine Anstrengung scheut. Allesamt wurzeln ihre Auftritte und Projekte im eigenen Erfahrungsschatz und Weltverständnis.
"Ich könnte nicht authentischer sein", bestätigt die Künstlerin. Im höchsten Maß sie selbst ist Pia Müller auch in ihrer aktuellen konzeptuellen Arbeit "Lucky you?". "Wann hatten Sie Ihr letztes bewusstes Glücksgefühl?", hatte sie auf ihrer Website ihre Follower gefragt und darum gebeten, Fotos dieses Glücksmomentes einzuschicken. Von etwa 30 Glücklichen erhielt die Künstlerin Bildantworten, die jetzt als wandfüllende Bilderbögen Teil einer Rauminstallation mit dem Titel "Am Ende des Regenbogens" sind.
Was da zwischen den Farben des Regenbogens als Glück aufleuchtet, reicht vom lachenden Porträt über den Straßenmusikanten bis zum Ausblick in paradiesische Gärten. Natürlich hat sich auch Pia Müller selbst die existenzielle Frage nach ihrem letzten Glücksmoment gestellt. Die Antwort ist klar: als der Zopf ab war.
Was sie damals glücklich machte, hat die Künstlerin in einer Performance aufgearbeitet, die als Video Teil der Installation ist. Eher schutzlos steht sie im Unterrock da und kürzt ihr "wie Unkraut wachsendes" Haar. Kein Wunder, dass sie nach getaner Arbeit Freudentränen vergießt. Eine Reliquienwand in eigener Sache mit Tränenschale, gekappten Haarspitzen und ihrem Glücksgewand, dem Unterrock, materialisiert den flüchtigen Glücksmoment.
Dass ihre Vorstellung vom Glück nicht ins Rührstück abdriftet, dafür sorgt Pia Müllers Witz und ihre Frische. Anrührend ist das Projekt allemal, beeindruckend die Redlichkeit der Künstlerin. Und auch ihr Aufruf, mehr Glück zu wagen, ist nur zu unterstützen. Arg bedeutungsschwer wirken dagegen die Verweise im Kommentar auf die beobachtete gesellschaftliche Krise mit einhergehendem Glücksverlust. Waren Menschen früher glücklicher? Schwer zu sagen. Ob Pia Müller glücklich ist? "Oh ja", versichert sie ein paar Tage später. "Ich lebe und liebe mich aus." Und dabei sieht man sie sogar durchs Telefon strahlen.
Die Ausstellung läuft bis 14. September. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung: 0651/97 63 840.