Lichtblicke durchs Schaufenster
Ein Highlight im Wortsinn und ein herausragendes Ereignis in der Kunstszene der Region ist die Lichtinstallation des Documenta- Teilnehmers Eberhard Bosslet in der Jungen Kunst in Trier.

Lichtblicke durchs Schaufenster

Trier. Was macht die Weihnachtsdekoration im Frühling? Sie macht Urlaub und wird Kunst, so wie derzeit in Trier. Befreit von ihrem Geschäftszweck, in den städtischen Straßen und Einkaufszonen für vorweihnachtliche Stimmung und Kauflust zu sorgen, können die anmutig geschwungenen und als Sterne gezackten Leuchtröhren im Galerieraum der Jungen Kunst jetzt endlich sie selber sein, nämlich nichts als Ornamente und Linien aus Leuchtröhren. Was zur Weihnachtszeit hoch oben für angenehme Aussicht aufs Fest sorgt, wird im Schaufenster des Galerieraums zum Schauobjekt aus nächster Nähe. Der Bildhauer und Installationskünstler Eberhard Bosslet, der für seine künstlerischen Eingriffe in öffentliche und andere Räume bekannt ist, hat in dem einstigen Ladenlokal in der Karl-Marx-Straße aus den gläsernen Sternen und Blumen üblicher Weihnachtsbeleuchtungen und ihren nüchternen grauen Transportboxen eine raumgreifende außerordentlich reizvolle Lichtinstallation geschaffen, die wie eine Skulptur anmutet. Die gestaffelten und gegeneinander versetzten gradlinigen Stahlkästen bilden sozusagen den Körper, an dessen Enden die gläsernen Sterne und Eisblumen wie Ausblühungen erscheinen. Das Gitterraster der Boxen macht die Arbeit transparent und vermeidet alles Massige. Es wirkt gleichsam wie die rationale Variante der verspielten Glaselemente. Auch wenn ihre Teile planvoll aufgebaut und mit Bedacht auf- und gegeneinander gestellt sind, so kommt die Skulptur dennoch nicht mit dem festen Tritt und der pompösen Geste des auf Ewigkeit bedachten Kunstwerkes daher. Eben noch scheinen die herumstehenden und -liegenden Leitern beim Auf- und Abbau der Weihnachtsbeleuchtung mitgewirkt zu haben. In Bosslets Installation bleibt alles Werkzeug und Alltagsgerät und ist künstlerisches Mittel. Und dann natürlich das Licht: Unbeleuchtet wirkt die Installation wie eine riesige dreidimensionale Zeichnung. Abends, mit Licht erfüllt, werden die spröden Linien zur malerischen Lichtgestalt.

Lichtinstallation bis 11. Mai, Besichtigung von außen durch das Schaufenster. Erleuchtet ist die Installation abends und nachts, Telefon 0651/9763840, www.junge-kunst-trier.de


Extra
Eberhard Bosslet, geboren 1953 in Speyer, lebt in Dresden und Berlin, seit 1997 ist er Professor für Skulptur und Raumkonzepte an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Er sagt zu seiner Lichtinstallation: "Das Spannende am Arbeiten im öffentlichen Raum ist, dass die Werke immer relational sind. Das bedeutet: Sie beziehen sich auf die Inhalte, den Zusammenhang, die Farben und Formen ihrer Umgebung. Damit sind sie immer vernetzt mit allen Bedingungen ihrer Existenz. Der Raum hier ist ja nichts Besonderes. Das Besondere ist, dass ich sozusagen erstmalig eine Schaufensterdekoration gemacht habe. In diesem Fall habe ich diese Lichtausrüstung in den Innenraum gebracht, in Kombination mit ihren Transport- und Lagermitteln. Die Euro-Gitterboxen sind wie in einer Lagersituation etwas chaotisch abgestellt." ER

 
Quelle: Trierischer Volksfreund vom 29. April 2013, Kultur in der Region, Autor: Eva-Maria Reuther

Link: Eberhard Bosslet, Heimleuchten Trier, 13. 4. bis 11. 5. 2013

 


Letzte Aktualisierung: 29.04.2013 10:20:40 © 2015 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.