Werke, die aus dem ganz Alltäglichen kommen
Mit spannenden Arbeiten einer Düsseldorfer Künstlerin setzt der Verein Junge Kunst sein Programm fort. Die Arbeiten nehmen auf den Ausstellungsort und die Alltagswelt Bezug.

Katharina Maderthaner vor ihrer Wandinstallation "maybe" in der Galerie Junge Kunst. Foto: Eva-Maria Reuther
Katharina Maderthaner vor ihrer Wandinstallation "maybe" in der Galerie Junge Kunst. Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. Katharina Maderthaner arbeitet mit dem Raum. Das ist bei einer Installation an sich nichts besonderes, nicht immer ist das Ergebnis aber so schlüssig wie hier. Die 1982 geborene Künstlerin, hat unter anderem an der Kunstakademie in Düsseldorf, wo sie noch immer lebt, in der Klasse von Richard Deacon Bildhauerei studiert.

In der jungen Kunst präsentiert sie jetzt ihre Wandinstallation "maybe" sowie eine bearbeitete Photoshop-Serie. Nicht allein der formale Raumbezug stimmt. Maderthaner benutzt für ihre Arbeiten Versatzstücke aus der industriellen Produktion und der Alltagswelt. Eine Praxis, die ästhetisch wie inhaltlich stimmig auf den Geist des Ortes eingeht. War doch der Galerieraum am Ende der etwas abgelebten, aber mit einem ganz eigenen
Charme versehenen Straße ehedem ein Ladenlokal, dessen Schaufenster und Auslagen womöglich aus Alltagswaren begehrenswerte Lustobjekte machten.

Mit "maybe" hat die Künstlerin eine geometrische Konstruktion geschaffen, deren Form entfernt an einen Drachen erinnert, wie ihn Kinder zum Herbst bauen. Das auf der Wand angebrachte Lattengestell, das im hinteren Teil geschlossen ist, öffnet sich im vorderen Teil und gibt durch die Rechtecke des Lattengitters den Blick frei auf ein reliefartiges Ornament aus gewöhnlichem, handelsüblichen Gipsputz, das auf die Wand aufgetragen ist. Maderthaners Wandinstallation bleibt im Schwebezustand zwischen innen und außen, zwischen Öffnung und Abgeschlossenheit, zwischen Poesie und kalkulierter strenger Geometrie. Dabei
bleibt sie leicht, augenzwinkernd, ein wenig unentschlossen. So, als ob sie selbst nicht sicher sei, was sie denn nun sei: fassbare materielle Konstruktion oder fantastische Vorstellung, hohe Kunst oder das schlichte Zusammenspiel alltäglicher Versatzstücke. Ebenso geht es den bearbeiteten Photoshop-Bildern mit den zeichnerischen Eingriffen der Künstlerin. Was ist Kunst, wo steht sie, wie positioniert sie sich im Lebensraum unserer Alltagswelt, ist nicht der Alltag selbst kunstfähig?

Alles Fragen, die Maderthaners Arbeiten aufwerfen und die sie spannend machen - über den Augenschein hinaus. er

Bis 1. Dezember, Öffnungszeiten: samstags und sonntags jeweils 14 bis 17 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung, Telefon 0651/9763840, www.junge-kunst-trier.de

 
Quelle: Trierischer Volksfreund vom 21.11.2012

Link: Katharina Maderthaner, maybe, 3. 11. bis 1. 12. 2012

 


Letzte Aktualisierung: 25.11.2012 15:43:54 © 2015 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.