Entfesselt, endlos, unberechenbar

Zehn Jahre Ausstellungsreihe "Junge Kunst in der Region"
Tuschzeichnungen von Klaus Maßem in der Galerie im Kloster Karthaus

Von unserer Mitarbeiterin
EVA-MARIA REUTHER

KONZ. Zehn Jahre "Junge Kunst in der Region" - eine verdienstvolle Ausstellungsreihe hat Geburtstag. Zum Jubiläum zeigt die Konzer Initiative in ihrer hauseigenen Galerie im Kloster Karthaus Tuschzeichnungen von Klaus Maßem. Er hatte auch 1995 die Reihe eröffnet.

"Wenn ich in meinem Bild bin" - wer Klaus Maßems neue Arbeiten im Kloster Karthaus anschaut, dem kommt sogleich Jackson Pollocks berühmtes Wort in den Sinn. Wie dereinst der Amerikaner, so taucht auch der Zeichner aus Schillingen in seine Bilderwelt ein und wird Teil von ihr. Man muss Klaus Maßem einmal beim Zeichnen erleben, seine Leidenschaft im Umgang m it dem Tuschpinsel, und schon ist ohne große Worte klar: Der Künstler selbst ist das Instrument seiner inneren Bilder, sein Tuschpinsel ihr Ausführungsgehilfe. Fast hilflos gesteht der 50-jährige mit dem mönchischen Schädel: "Wenn ich längere Zeit einmal nicht gezeichnet habe, bekomme ich regelrecht Sehnsucht nach Pinsel und Tusche."

"Wenn er in seinem Bild ist" - Klaus Maßem vor seiner Zeichnung.

"Wenn er in seinem Bild ist" - Klaus Maßem vor seiner Zeichnung.
Foto: Eva-Maria Reuther

Klaus Maßems Zeichenkunst hat eine bemerkenswerte Entwicklung hinter sich. Eins allerdings blieb stets gleich: Neben regelmäßigen Ausflügen in den Holzschnitt hat sich Maßem zeitlebens mit der Tuschzeichnung befasst. Der fernöstlichen, hier zu Lande allerdings selten praktizierten Technik, gehört seine große Liebe. Ihr ist auch die aktuelle Bilderschau gewidmet. Als Klaus Maßem vor zehn Jahren als erster Künstler in der Reihe "Junge Kunst in der Region" im Kloster Karthaus ausstellte - er hatte gerade den Kunstpreis des Kreises Trier-Saarburg gewonnen - zeichnete er Rhythmen in Menschengestalt. Skurril und gebärdenreich brachten sie die Bildfläche zum Schwingen. Damals schuf er Mischtechniken, erging sich in künstlerischen Wanderungen zwischen Zeichnung und Malerei. Das Wandern hat er beibehalten: "Ich muss immer etwas Neues versuchen und möglichst alles nebeneinander."

In seinen Porträts, seinem eindrucksvollen Hexenzyklus (zu beiden Werkgruppen liegen Kataloge aus) setzt er sich mit den malerischen Möglichkeiten der Tuschzeichnung auseinander und lotete ihre Hell-Dunkel Nuancen aus. Meisterhaft setzt er Strichbreite und Pinseldruck ein. Andere Arbeiten - wie auch jetzt wieder in Karthaus - leben allein von der Linie. Entfesselt, endlos, geradezu unberechenbar beschreibt der Pinselstrich Umrisse menschlicher Gestalten, dreht Pirouetten, legt Schicht über Schicht wie eine nicht endende Spiegelung. "Das am Ende gültige Bild entsteht letztlich beim Zeichnen", sagt Maßem. Die besten seiner Karthauser Arbeiten wirken wie ein großer Strudel, unter dessen schwarzer Oberfläche es brodelt, und der alles mit sich zu reißen scheint, was an Bildern in ihm ist.

Noch bis 29. März Städtische Galerie Kloster Karthaus, Brunostraße 23a, 54329 Konz, Telefon: 06501-83197 sg/-agn

 

Quelle: Trierischer Volksfreund, Kulturseite vom 21. März 2006

 


Letzte Aktualisierung: 23.03.2006 11:48:40 © 2010 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.