Kunst als Weg zur Erkenntnis.
Werner Müllers künstlerisches Interesse galt von Anfang
an unbestritten den Formenprinzipien der Natur:
auf der einen Seite den Grundprinzipien des konstruktiven Aufbaus und der Funktion
ihrer Formen, auf der anderen Seite den Verhältnissen von Innen/Außen und
Negativ-/Positivformen.
Eine grundlegende Auseinandersetzung mit Beschaffenheit und
Funktionalität einer Sache liegt dem künstlerischen Schaffensprozess bei Müller zu
Grunde und geht mit ihm einher.
Dabei können die Formen durchaus Zufälligkeiten unterworfen sein. Der
Schaffensprozess aber ist, bedingt durch konstruktive Grundprinzipien, zwingend.
Der Schaffensprozess wir zum Erkenntnisprozess.
Die Kunst wird zum Weg der Erkenntnis.
So schuf Müller in einem
Zyklus Schnecken, Bodenfrüchte, Feldfrüchte, Erdfrüchte.
Auf den ersten Blick scheinen diese Objekte Abbildungen der Natur zu sein.
Eindrücke einer glücklichen, fast romantisch anmutenden Naturerfahrung.
Müllers Skulpturen sind nun keineswegs naive Nachahmungen.
Sie entstehen zwar analog zur Natur. Sie übernehmen deren Formenprinzipien. Bauen auf den
konstruktiven Grundformen auf. Doch über Materialbeschaffenheit und Größe des Objekts
verzerrt Müller die Verbindung zum Vorbild. Er schafft ein ästhetisch und inhaltlich
eigenständiges Kunstwerk. Ein Abstrakt der Natur.
So ermöglichen Bodenfrüchte aus Lindenholz von rund einem halben Meter
Durchmesser ungekannte visuelle und haptische Erfahrungen. Oder Schnecken aus Wellpappe in
einer Größe von über einem Meter vermitteln spielerisch, mit wunderbarer Leichtigkeit,
das Prinzip der spiraligen Drehung.
Müllers Arbeiten sind dabei in ihrer Aussage nicht aufdringlich. Sie ordnen den Raum neu. Sie zeigen Perspektiven auf. Und doch sind sie eher zurückhaltend. Ihre Kraft schöpfen sie aus ihrer inneren Folgerichtigkeit und Authentizität. Sie sind ästhetisch und verbreiten Lebensfreude. Sie erzählen immer von ihrem Entstehungsprozess und regen an genauer hinzusehen, zu ertasten und zu begreifen und zu erkennen.
So zeigt sich in Werner Müllers Schaffen tatsächlich
ein Erkenntnisprozess.
Für den Künstler.
Und für die Betrachtenden.
Christina Biundo
Gestaltung: UBb, Trier · optimiert für Microsoft Internet Explorer (Version 4 oder besser), Auflösung 800 x 600