Gefühle statt Reibung Ausstellung in der Tuchfabrik Trier: Junge Kunst des "Saar Ferngas
Förderpreises" |
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Von unserer Mitarbeiterin TRIER. Zum dritten Mal zeigt der Kunstverein Trier junge Kunst in der Tufa Trier eine Ausstellung von im Rahmen des "Saar Ferngas Förderpreises" ausgewählter junger zeitgenössischer Kunst. Überwiegend Fotografie, aber auch Video, Malerei und Plastik zeigen formale und ästhetische Klarheit, jedoch wenig Innovation. Der "Saar Ferngas Förderpreis" wird seit nunmehr zwanzig Jahren verliehen und gilt als Spiegel zeitgenössischer Kunstauffassungen. Das Wirtschaftsunternehmen Saar Ferngas habe ihn aus gesellschaftlicher Verantwortung heraus ins Leben gerufen.. Es wolle damit die Bildung junger Menschen besonders im Hinblick auf deren Zukunft in globalen Märkten fördern, in einem Feld, das gewohnte Sichtweisen hinterfrage: der Kunst, sagte Markus M. Frey von Saar Ferngas bei Eröffnung der Ausstellung in der Tufa. In der diesjährigen Auswahl der Arbeiten von 23 Künstlern spiegele sich das wider, was auf dem aktuellen Kunstmarkt gängig sei, meint zum Beispiel die als Gast anwesende Gabriele Lohberg, Leiterin der Europäischen Kunstakademie. Gefällige Ästhetik Das Stichwort Marktorientierung drängt sich auch durch eine ausgeprägt
gefällige Ästhetik auf, die Merkmal aller Exponate ist, ob Fotografien von Landschaften,
die man sich ohne Weiteres übers Sofa hängen kann, oder Skulpturen, die in ihrer
Geschlossenheit und Ausgewogenheit keinerlei Reibungsfläche bieten. Das Vordergründige
ist jedoch mehr als nur Zugeständnis an den Markt, es drückt die derzeitige
Befindlichkeit junger Künstler aus und leistet damit das, was Heinz Höfchen von der
Pfalzgalerie Kaiserslautern in seiner Ansprache als Aufgabe der Kunst definiert, nämlich
Emotionen zu vermitteln. Doch welche sind das, zum Beispiel in den Fotos des dritten
Preisträgers, Timo Nasseri, die Details von Kampfjets zu ästhetischen Formeln
abstrahieren? |
Oder in den Videoarbeiten Cutting Lilies / Repairing Lilies der zweiten Preisträgerin Mia Bailey, wo das Zerstören und Zusammenfügen von Lilien zeitgleich auf zwei Monitoren als absurde, aber schön geordnete Handlung gezeigt wird? Oder in Fotos der Hauptpreisträgerin Anne Heusel, die zwar mit Weihnachtsmarkt betitelt sind, aber Menschenporträts völlig losgelöst von irgendeinem Kontext, nur in Rembrandt'scher Manier beleuchtet, zeigen? Die Antwort gibt sehr treffend Jurymitglied Ralph Melcher im Vorwort des Ausstellungskataloges. Er spricht von einem "zeitgenössischen Ausdruck des Umgangs mit gefehlter Orientierungslosigkeit", oder noch drastischer von einer "Kapitulation des Bildes vor seinem Anspruch". Ergebnislose Sinnsuche So lassen sich das Zerschneiden und Zusammenfügen der Blumen als
ergebnislose Sinnsuche, die Kampfjetdetails als dem modernen medialen Verständnis
angepasste Ästhetisierung und Verharmlosung des Krieges, oder die Porträts als durch
altmeisterlichen Stil künstlich in seiner Bedeutung überhöhtes Menschenbild verstehen.
Die Auswahl insgesamt zeigt auch durch den überproportionalen Anteil an Fotografien, dass
die Wirklichkeitswahrnehmung eine zentrale Frage der jungen Künstler ist. Doch ihre
Bearbeitung lässt merkwürdig kalt, trotz des durchgängig hohen Niveaus in Auswahl und
Klarheit formaler Mittel. Vielleicht, weil es an wirklicher Innovation fehlt. Denn die
bemühte Ästhetik erinnert zu oft an längst Dagewesenes. hpl/bru |
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Quelle: Trierischer Volksfreund, Kulturseite vom 15. Januar 2007 Link: Saar Ferngas Förderpreis Junge Kunst 2006, 14.1.-25.2.2007
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Letzte Aktualisierung: 15.01.2007 17:40:03 | © 2010 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V. |