Temperament in Farbe

TRIER. (er) "Farbgespräche": Exotisch und ausdrucksstark präsentiert sich Ina Seidler-Kronwitters gemalte Welt in der Galerie Junge Kunst in Trier.

Alles muss raus. Wer Ina Seidler-Kronwitters Bilder betrachtet, fühlt sich unversehens an den Spruch erinnert, mit dem andernorts die Geschäftswelt ihre Bestände räumt. Was an Kraft, Temperament und Farbe in ihr ist, überträgt sie mit festem Strich unmittelbar auf die Leinwand. Ausdrucksstark und entschlossen kommen die Sturm-und Drang-Bilder der Malerin daher, wie späte Nachfahren der französischen "Wilden" und der Expressionisten.

Tatsächlich hat Seidler-Kronwitter seinerzeit an der Münchner Kunstakademie bei dem Gründer der neoexpressionistischen Bewegung "Spur" studiert. Die Ausbildung bei Helmut Sturm mag die Wahlluxemburgerin, die eigentliche ein waschechte Bajuwarin aus Günzburg an der Donau ist, geprägt haben. Im Grunde wurde dort aber nur zutage gefördert, was schon in der Künstlerin angelegt war. Wer Ina Seidler-Kronwitter erlebt, erkennt sofort, dass ihre Bilder nichts anderes sind als ihr in Farbe und Geste verdichtetes Temperament.

Fingerübungen und fertige Arbeiten

Immer wieder tauchen auch Zeichen im Bild auf, gegen die Farbe können sie sich gleichwohl kaum behaupten. Sie weisen bestenfalls darauf hin, dass auch Seidler-Kronwitters Bilder Reaktionen auf eine reale gegenständliche Welt sind. In ihren neuen Ausstellung in der Trierer Galerie Junge Kunst bevorzugt die Malerin die zwei- und dreiteilige Bildform von Diptychon und Triptychon. Der vielfarbigen Dynamik setzt sie darin die Ruhe der Einfarbigkeit der monochromen Fläche entgegen. Eintönig sind diese Flächen dennoch nicht. Wer genau hinsieht, erkennt auch in ihnen noch farbliche Abstufungen und die Spuren des Malprozesses. In den besten der Bilder setzt die monochrome Statik dem überbordenden Temperament Grenzen, bei anderen übernehmen die einfarbigen Flächen schlicht die Funktion des Aufhellers.

Die Schau in der Jungen Kunst darf als Werkstatt-Ausstellung gelten. Den "fertigen" Ölgemälden hat Seidler-Kronwitter zeichnerische Fingerübungen und Bild-Experimente gegenüber gestellt. Interessant sind jene Arbeiten, in die Folien eingearbeitet sind, die den Bild-Objekten den Charakter von Leuchtkästen verleihen. Exotisch: Das ist der nachhaltige Eindruck beim Blick in Ina Seidler-Kronwitters nach außen gemalten Innenwelten. Nicht zuletzt kommt das vom Farbkanon der Künstlerin. Nicht alle diese Kompositionen überzeugen - die Schau zeigt eben eine "work in progress".

Bis 7. November: Fr. 17-19 Uhr, Sa. und So. 14-16 Uhr und nach Vereinbarung: 0651/976 3840.

Quelle: Trierischer Volksfreund vom Oktober 2004

Link: Ina Seidler-Kronwitter, Galerie Junge Kunst, 9.10. bis 7.11.2004

 


Letzte Aktualisierung: 15.11.2004 01:33:48 © 2010 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.