Holzbildhauerprojekt

Sebastian Böhm, Britta Deutsch, Werner Müller, Elke Richert
Grevenmacher (Luxemburg), 18.6. - 26.11.2000

 

Rundfunkmitschnitt SWR 2 vom 2. September 2000
(Textfassung):

Moderatorin 1: Die Grenznähe nutzen, darum bemüht sich der Kunstverein Trier Junge Kunst. In diesem Sommer trafen sich vier rheinland-pfälzische Künstler zu einem Holzbildhauersymposion in der Galerie Arche im luxemburgischen Grevenmacher. Die Galerie Arche, ein Musterhaus für freie Holzarchitektur, hat das Material zur Verfügung gestellt. Seit Mitte Juni haben die Künstler damit gearbeitet. Nicole Mertes.
Moderatorin 2: Balken aus Leimholz waren die Grundlage für die Skulpturen, die die vier Künstler in den letzten Wochen geschaffen haben. Ein nicht ganz unkompliziertes Grundmaterial für künstlerische Arbeiten. Holzbildhauerin Britta Deutsch arbeitet sonst ausschließlich mit Naturholz. Sie bevorzugt hartes Eichenholz. So empfand sie es als angenehm, sich mit Kollegen über das Material auszutauschen.
Britta Deutsch: Da es für mich ganz ungewohnt war, mit einem Holz zu arbeiten, das schon so vorgefertigt war. Leimholz ist in Schichten zusammen geleimt und reagiert ganz anders. Das war eine Herausforderung, aber auch recht problematisch, weil man ganz anders damit umgehen muss.
Moderatorin 2: Ihr Thema ist der Mensch, Begegnungen, der Umgang miteinander. Charakteristisch für alle ihre kleinformatigen Skulpturen sind die stilisierten, stark reduzierten Körperformen aus flachen Holzstücken, die durch die Anordnung im Werk eine subtile Dynamik ausstrahlen. "Begegnungen", der Titel einer Arbeit, die mit parallel und quer verlaufenden Ritzen in einem Holzquader ein Netz von Kreuzungen bildet, auf dem die Menschenabstraktionen zusammentreffen und in Beziehung zueinander treten.
Moderatorin 2: Kern und Schale, Aussenform und Innenform, ist das Thema mit dem sich Werner Müller in seinen grossformatigen Aussenskulpturen auseinander setzt. "Ummantelung", der Arbeitstitel: Dreizehn Einzelkugeln setzt er in einen länglichen, mit Durchschnitten versehenen Korpus aus Leimholz. Aus jeweils vier Leimholzbalken arbeitet er ineinander stehende Holzröhren. In der Daraufsicht entwickeln sich interessante Licht- und Schattenreflexe. Für eine drei Meter hohe Standskulptur hat er das Leimholz so verarbeitet, dass es aussieht, wie ein natürlich gewachsener hohler Baumstamm. Das Industrieholz, das ja die Grundlage bildet, verwandelt sich so wieder zurück zu dem, was es ursprünglich einmal war. Seine Aussenskulpturen hat Werner Müller für den Ort konzipiert, an dem sie stehen. Das Grundstück der Galerie Arche, mit Wiese und Feuchtbiotop, liegt direkt am Waldrand in unmittelbarer Nähe der Autobahn.
Werner Müller: Meine Form ist wie alles andere aus dem entnommen, was vorhanden ist. Das heisst hier ist eine große Zimmerei direkt nebenan und wenn ich einen großen Baumstamm hinstelle, der in Wirklichkeit keiner ist, oder eine Arbeit, die aussieht wie ein Bretterstapel, der auch keiner ist, weil es eine einzige Form ist, dann sieht das einfach aus wie vergessen oder wie abgestellt und hat was sehr selbstverständliches.
Moderatorin 2: Die Umgebung der Galerie Arche macht sich auch Sebastian Böhm für seine drei Aussenskulpturen zunutze. Im Teich schwimmt ein Kranz aus elf miteinander verbundenen gleich großen Holzkugeln. Am Ufer sind zwei Skulpturen "Donut" und "Fladenbrot in acht Teilen", die ebenfalls die Kreisform aufgreifen, so installiert, dass sie teilweise im Erdreich versinken.
Sebastian Böhm: Das ist eine Folgerung dessen, dass ich davon ausgehe, wenn ich eine Arbeit auf den Boden lege, dass natürlich der Aussenraum als das im Grunde "Unvolumen", also das, was um die Plastik herum ist, genau so eine Rolle spielt wie die Arbeit selber, die ich gemacht habe und die anfassbar ist.
Moderatorin 2: Die Bildhauerin Elke Richert arbeitet als einzige nicht mit Leimholz. Im Aussenbereich hat sie fünf Douglasienstämme senkrecht in die Erde gesetzt. In schmale Durchbrüche hat sie Einsätze gedübelt, die durch den Wind bewegt werden. Das Ensemble wirkt so wie ein archaischer Glockenturm. Ihre kleinformatigen Arbeiten im Innenraum der Galerie sind aus filigran bearbeitetem Eichenholz. Sie spiegeln durch das Thema "Allee" die Umgebung der Galerie mit den Baumreihen am Waldrand wider.
Moderatorin 2: Die Ausstellung zum Symposion der Holzbildhauer bietet ein breites Spektrum künstlerischer Ausdrucksformen und es ist faszinierend, wie das Material durch die unterschiedliche Herangehensweise seine Ausstrahlung vollkommen ändert.
Moderatorin 1: Die Werke sind ab morgen drei Monate lang im Innen- und Aussenbereich der Galerie Arche im luxemburgischen Grevenmacher zu sehen.
 

Link: Holzbildhauerprojekt, Grevenmacher, 18.6.-26.11.2000


Letzte Aktualisierung: 15.11.2004 12:10:42 © 2010 Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.