Mit "TwinTrier" thematisiert Konrad den Raum selbst. Er schafft
"Metaräume", die über Rauminstallationen im klassischen Sinne hinausweisen:
Nicht "maßgeschneiderte" Einzelobjekte greifen - wie jüngst in den
Kaiserthermen - gestaltend und verändernd in den bestehenden Raum ein. Vielmehr bildet
Architektur und damit "Räumlichkeit" an sich sowohl Ausgangs- als auch Endpunkt
der Arbeit.
Die Faszination der Symmetrie bestimmt Form und Inhalt gleichermaßen. In akribischer
Genauigkeit realisiert Konrad jenseits der imaginären Mittelachse einen spiegelgleichen
Raum, so daß eine wechselseitige Entsprechung aller raumbildenden Elemente gegeben ist:
Faktisch entstehen zwei vollkommen identische Räume, die als "Einraum"
wahrgenommen und erlebt werden.
Auf den ersten Blick scheint die Methode der Spiegelung auf ideale Gestaltungs- und
Architekturvorstellungen der Vergangenheit zu verweisen; beinhaltete doch die symmetrische
Anordnung von Räumen, Gebäudeteilen oder ganzer Gebäudekomplexe von jeher den Anspruch
auf absolute Ausgewogenheit und vollkommenes "Architekturerleben". Erst auf den
zweiten Blick stellt sich Unbehagen ein. Das ersehnte Ideal wird subtil untergraben. Die
Spiegelung einer Raumhälfte in die andere läßt die unangenehme Vermutung aufkommen,
anstatt in eine (meist harmlose) Galerie, plötzlich in einen architektonisch geklonten
Raum geraten zu sein. Entgegen ähnlich gelagerter virtueller Erfahrungsbereiche ist klar:
Dies ist die in einen vertrauten sozialen Kontext
eingebundene, real erlebte Gegenwart. |
Doch nicht allein die Symmetrie löst Beklemmungen aus. Es ist vielmehr die Perfektion der
Symmetrie, für die eine visuelle Computeranimation die Planungsgrundlage bildet. Der
"Zwillingsraum" in der Galerie stellt damit die tatsächliche Materialisation
einer perfekten virtuellen Welt dar, die weniger auf ästhetischen denn mathematischen und
empirisch nachvollziehbaren Komponenten beruht. Nicht zuletzt kritisiert Konrad damit
aktuelle Entwicklungen in Architektur und Städtebau, die urbane Räume mittels
"Computer-Aided-Design" perfektionieren und dabei zunehmend außer Acht lassen,
daß es sich nicht um virtuelle Räume, sondern um menschliche Lebensräume handelt, die
erst durch die Vielschichtigkeit sozialen Handelns emotionale und damit menschliche
Bezüge herstellt.
Indem Konrad jedoch auch die "Nichtperfektheit" des historisch gewachsenen
Raumes berücksichtigt, führt er gerade die Diskrepanz beider Pole vor Augen.
Dementsprechend ist auch die "Rückseite" der künstlichen Spiegelung im
Schaufenster ausgestellt. Sie verweist in Zeiten postmoderner Scheinwelten ungewohnt
ehrlich auf ihre reale Stofflichkeit.
Die Ausstellung ist geöffnet: Donnerstag und Freitag 17-19 und Samstag von 11-14 Uhr
sowie nach Vereinbarung (Tel. 0651 - 40788).
Empfehlung: Nach der Vernissage (wieder)kommen, um "TwinTrier" in Ruhe zu
erleben!
PE |