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Karsten Konrad:
    "TwinTrier"

Karsten Konrad: "TwinTrier"

Der Berliner Künstler Karsten Konrad verdoppelt bis 26. Oktober den Ausstellungsraum des Kunstverein Trier, Junge Kunst e. V.

Mit "TwinTrier" thematisiert Konrad den Raum selbst. Er schafft "Metaräume", die über Rauminstallationen im klassischen Sinne hinausweisen: Nicht "maßgeschneiderte" Einzelobjekte greifen - wie jüngst in den Kaiserthermen - gestaltend und verändernd in den bestehenden Raum ein. Vielmehr bildet Architektur und damit "Räumlichkeit" an sich sowohl Ausgangs- als auch Endpunkt der Arbeit.

Die Faszination der Symmetrie bestimmt Form und Inhalt gleichermaßen. In akribischer Genauigkeit realisiert Konrad jenseits der imaginären Mittelachse einen spiegelgleichen Raum, so daß eine wechselseitige Entsprechung aller raumbildenden Elemente gegeben ist: Faktisch entstehen zwei vollkommen identische Räume, die als "Einraum" wahrgenommen und erlebt werden.

Auf den ersten Blick scheint die Methode der Spiegelung auf ideale Gestaltungs- und Architekturvorstellungen der Vergangenheit zu verweisen; beinhaltete doch die symmetrische Anordnung von Räumen, Gebäudeteilen oder ganzer Gebäudekomplexe von jeher den Anspruch auf absolute Ausgewogenheit und vollkommenes "Architekturerleben". Erst auf den zweiten Blick stellt sich Unbehagen ein. Das ersehnte Ideal wird subtil untergraben. Die Spiegelung einer Raumhälfte in die andere läßt die unangenehme Vermutung aufkommen, anstatt in eine (meist harmlose) Galerie, plötzlich in einen architektonisch geklonten Raum geraten zu sein. Entgegen ähnlich gelagerter virtueller Erfahrungsbereiche ist klar: Dies ist die in einen vertrauten sozialen Kontext eingebundene, real erlebte Gegenwart.

Doch nicht allein die Symmetrie löst Beklemmungen aus. Es ist vielmehr die Perfektion der Symmetrie, für die eine visuelle Computeranimation die Planungsgrundlage bildet. Der "Zwillingsraum" in der Galerie stellt damit die tatsächliche Materialisation einer perfekten virtuellen Welt dar, die weniger auf ästhetischen denn mathematischen und empirisch nachvollziehbaren Komponenten beruht. Nicht zuletzt kritisiert Konrad damit aktuelle Entwicklungen in Architektur und Städtebau, die urbane Räume mittels "Computer-Aided-Design" perfektionieren und dabei zunehmend außer Acht lassen, daß es sich nicht um virtuelle Räume, sondern um menschliche Lebensräume handelt, die erst durch die Vielschichtigkeit sozialen Handelns emotionale und damit menschliche Bezüge herstellt.

Indem Konrad jedoch auch die "Nichtperfektheit" des historisch gewachsenen Raumes berücksichtigt, führt er gerade die Diskrepanz beider Pole vor Augen. Dementsprechend ist auch die "Rückseite" der künstlichen Spiegelung im Schaufenster ausgestellt. Sie verweist in Zeiten postmoderner Scheinwelten ungewohnt ehrlich auf ihre reale Stofflichkeit.

Die Ausstellung ist geöffnet: Donnerstag und Freitag 17-19 und Samstag von 11-14 Uhr sowie nach Vereinbarung (Tel. 0651 - 40788).
Empfehlung: Nach der Vernissage (wieder)kommen, um "TwinTrier" in Ruhe zu erleben!
PE

Quelle: KATZ - Kleine andere Trierer Zeitung, Oktober 1996

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