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l'art en marche

Einführung von Bernd Sauerborn zur Eröffnung der Ausstellung l'art en marche, Tuchfabrik Trier, am 7. März 1998 (gekürzt)

Als mich Jean Fetz, der engagierte Vorsitzende des Letzebuerger Artisten Center (L.A.C.) Luxemburg, vor drei Jahren zum ersten Mal einlud, an der Ausstellung L'Art en Marche teilzunehmen, konnten wir beide nicht wissen, daß sich diese Idee der Kunst-Bewegung zu dem entwickeln würde, was sie heute ist. Und schon die Ausstellungen in Sprinkange, einem kleinen Dorf in Luxemburg, waren bemerkenswert. Es war beeindruckend, wie sich die Scheune eines Bauernhofes in eine riesige Kunsthalle verwandelte. Eindrucksvoll war auch, wie ein Bus die Kunst in Bewegung brachte, indem er als rollende Galerie über Städte und Dörfer fuhr: L'Art en Marche im wörtlichen Sinne also. Und so wie es die wichtigste Aufgabe der Kunst ist, Grenzen zu überschreiten und neue Perspektiven zu eröffnen, so machte sich L'Art en Marche auf den Weg über die Grenzen, auf den Weg nach Frankreich.

Hier bestanden Beziehungen zwischen dem L.A.C. und dem Centre Culturel Jacques Brel de Thionville, und so wurde die Stadt in Lothringen die nächste Station dieser Kunstreise durch das Dreiländereck. Ich kannte die engagierte und professionelle Arbeit des multikulturellen Zentrums. Was mir auch hier, ebenso wie in Luxemburg, auffiel, war die Begeisterung, mit der die Beteiligten die neue Idee angingen. Denis Theisse und sein Team hatten einen Satz des Namensgebers ihres Kulturzentrums verinnerlicht, denn Jacques Brel sagte einmal: J'aime beaucoup plus les hommes qui donnent que les hommes qui expliquent. - Das Projekt L'A rt en Marche hatte also seine zweite Station erreicht.

Um so erfreuter war ich, als die beiden Präsidenten des L.A.C. und des C. C. Jacques Brel auf mich zukamen, um dem Unternehmen eine dritte Station hinzuzufügen: Trier wurde weiterer Ausstellungsort, und es entstand eine Dreiländerausstellung an einem wichtigen Standort des geeinten Europa. Die organisatorischen Voraussetzungen waren durch unseren Kunstverein Trier / Junge Kunst gegeben, und Roman Schleimer vom Kultur- und Kommunikationszentrum Tuchfabrik Trier hatte sofort ein offenes Ohr, als es darum ging, die TUFA als Veranstaltungsort einzubeziehen.

Bis zur Umsetzung der Idee gab es natürlich einige Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen, und diese waren nicht immer nur sprachlicher Natur. Im Vordergrund stand die Frage der Finanzierung, die - so hoffe ich - für die weitere Zukunft des Projektes nicht mehr gestellt werden muß. Das Geld war knapp, Unterstützung von behördlicher Seite schwer zu erlangen. Und dennoch kamen die drei Ausstellungen zustande, es wurde sogar ein Katalog erstellt.

Um keine Verzögerung in der Realisation von L'Art en Marche zuzulassen, war es jedoch notwendig, daß die Trierer Künstler sich persönlich finanziell engagierten. Denn bis die Utopie von angemessenen Ausstellungsgeldern einmal verwirklicht werden wird, ist es sicher noch ein weiter Weg. Und wenn in der hiesigen Presse die Frage gestellt wurde, warum an einem kürzlich in der TUFA veranstalteten Podiumsgespräch zu diesem Thema kaum Künstler teilgenommen haben, so kann ich nur folgendes vermuten: Warum an einer Diskussion teilnehmen, die sich lediglich um des Kaisers Bart dreht, keinerlei Veränderung bewirkt und die Eigendynamik eines festgeschweißten Ambosses besitzt? Eher bewegt sich ein schwerer Tresor aus der TUFA in die Mosel, als daß - so ist es meine Überzeugung - in dieser Frage auch in der Zukunft nur ein einziger Schritt vorwärts gelingen würde.

Die Künstler hielten sich in diesem Falle also an, den wohlbekannten Satz: Künstler bilde, rede nicht. Was jedoch Eigeninitiative bewegen kann, haben wir, um auf den eben erwähnten Tresor zurückzukommen, alle vor kurzem miterlebt, als bei der Kunstauktion zugunsten der TUFA von Künstlern eine nicht unerhebliche Menge an Geldern organisiert wurde.

Und so soll der Titel dieser Ausstellungsreihe auch Signalwirkung haben: Bewegen wir uns! Wir wollen doch alle, daß aus der zukünftigen Festspielstadt Trier nicht nur positiv über Fußball und Schlagerwahn berichtet wird, sondern auch und gerade über Kunst und Kultur.

Wir haben im Vorfeld der Veranstaltungsreihe darüber nachgedacht, wie denn der Ausstellungstitel L'Art en Marche ins Deutsche zu übersetzen sei: Kunst in der Bewegung? Kunst auf dem Weg? Kunst im Aufbruch? Kunst als Richtungswechsel, als Grenzüberschreitung? Es gibt viele Möglichkeiten, aber wie auch immer die korrekte Übersetzung lauten mag, das Wichtigste - und diese Erkenntnis verdanke ich einem Gespräch mit meiner Tochter Sarah - das Wichtigste ist: Ça marche - es funktioniert!

Monica Pauly (Trier): Judith (Copy-Art/paint marker), 150 x 123 cm
Monica Pauly (Trier): Judith (Copy-Art/paint marker), 150 x 123 cm

Quelle: maju! - Trierer Stadtmagazin, April 1998

 

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